Die Inschriften der Stadt Bonn

1. Vorworte, Vorbemerkungen und Benutzungshinweise

1.1 Geleitwort

In der Reihe „Die Deutschen Inschriften“, nämlich des Mittelalters und der frühen Neuzeit, ist 1992 und 1993 die von der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften in Düsseldorf herausgegebene „Düssseldorfer Reihe“ mit den Bänden „Die Inschriften des Aachener Domes“ und „Die Inschriften der Stadt Aachen“ eröffnet worden. Ihnen folgt nun aus dem rheinischen Arbeitsgebiet der Akademie als 4. Band der Düsseldorfer Reihe und 50. Band der „Deutschen Inschriften“ (DI) der Band mit den Inschriften der Stadt Bonn in deren heutigen Grenzen. Die untere Zeitgrenze bildet das Jahr 1689, in dem die Stadt nach einer massiven Belagerung erheblich zerstört wurde – ein tiefer Einschnitt in der Geschichte der Stadt und ihrer Überlieferungszeugen, u. a. der Inschriften. Die nun vorgelegte Edition der Inschriften bietet also wohl eine beachtliche Bereicherung der Quellen zur Bonner Stadtgeschichte.

Die Reihenfolge Aachen – Bonn unter den rheinischen Inschriftenbänden ist weder von aktuellen politischen Demonstrationsbedürfnissen – von der mittelalterlichen Residenz- und Krönungsstadt des deutschen Königs zur Bundeshauptstadt der Nachkriegszeit – noch im Gedanken an eine alphabetische Ordnung bestimmt worden, sondern war nur von arbeitsökonomischen Überlegungen nahegelegt.

Inzwischen ist 1997 als 3. Band der Düsseldorfer Reihe auch der erste Band aus dem westfälischen Arbeitsgebiet erschienen, der „Die Inschriften der Stadt Minden“ enthält. Die nächsten Bände der Reihe mit den Inschriften von Lemgo (Westf.) und Siegburg (Rheinl.) werden voraussichtlich im Jahre 2001 publikationsreif sein.

Die Bearbeiterin des Bonn-Bandes, Frau Dr. Helga Giersiepen, der bereits für die beiden Aachen-Bände zu danken war, hat nicht nur die Inschriften sehr umsichtig gesammelt, auch solche an schwer zugänglichen oder nicht kalkulierbaren Stellen, manchmal eine spannende Such- und Entdeckungsarbeit, sie hat auch wieder, seit Aachen durch Erfahrung und Gespräche im Verbund mit den Mitarbeitern der anderen Akademien weiter geschult, die Materialien, Formen, Inhalte und Schriften sorgsam untersucht und nun ediert. Die Stadt Bonn und ihre Bürger, alle an der wissenschaftlichen Bearbeitung von Inschriften Interessierten sowie die Düsseldorfer Akademie als Auftraggeber haben Frau Dr. Giersiepen für ihre gründliche und kenntnisreiche Bearbeitung der überlieferten Bonner Inschriften zu danken.

Zu danken ist ferner dem Archiv der Stadt Bonn, dem Rheinischen Landesmuseum und allen Institutionen, die von ihnen erbetene Materialien bereitwilligst zur Verfügung gestellt haben. Zu nennen ist auch das Historische Seminar der Universität und hier vor allem die Fotografin, Frau Gerda Hellmer, die durch ihre vorzügliche Arbeit an Objekten wie im Labor geholfen hat. Dankenswerte Förderung hat die Bearbeitung der Inschriften durch die Geschäftsstelle der Düsseldorfer Akademie, besonders Herrn Ministerialrat Henneböhle, und nicht zuletzt durch die Kommission für die Deutschen Inschriften des Mittelalters unter dem Vorsitz des fachlich lebhaft interessierten Professor Dr. Werner Besch erfahren.

Möge das Werk der Erforschung der Bonner Stadtgeschichte wie dem Interesse der Bürger an ihrer Vergangenheit nützen!

Bonn, 15. Juni 2000

Raymund Kottje

Leiter der Arbeitsstelle

1.2 Vorwort

Der vorliegende Band der Reihe „Die Deutschen Inschriften“ enthält die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Inschriften der Stadt Bonn in ihren heutigen Grenzen bis zum Jahr 1689.

Die Arbeit an dem zwischen 1994 und 1999 erstellten Manuskript wurde von zahlreichen Personen und Institutionen unterstützt und gefördert. Die Mitarbeiter aller von mir konsultierten Archive, Bibliotheken, Museen und Ämter haben mir stets freundlich und hilfsbereit alle notwendigen Materialien zugänglich gemacht und manche wichtige Anregung gegeben. Besonders danke ich Herrn Ottmar Prothmann (Stadtarchiv Bonn), der die Arbeit über Jahre hinweg mit gleichbleibender Begeisterung und Kompetenz begleitet hat, Frau Dr. Dorothee Kemper und Herrn Christoph Keller (Rheinisches Landesmuseum Bonn) für den fruchtbaren wissenschaftlichen Austausch und ihre Hinweise auf bislang unentdeckte Objekte sowie Frau Ulrike Komainda (Rheinisches Landesmuseum Bonn) für ihre freundliche und umfassende Hilfsbereitschaft. Auch die Pfarrer, Küster und Pfarrsekretärinnen der Bonner Kirchen haben meine Arbeit uneingeschränkt unterstützt und zuweilen tatkräftige Hilfe geleistet. Herr Jörg Poettgen (Overath) gab nicht nur jederzeit bereitwillig und umfassend Auskunft zu glockenkundlichen Fragen, sondern war sogar zu gemeinsamen Turmbesteigungen bereit. Wertvolle Hinweise und Anregungen habe ich von Herrn Johannes Bücher (†) (Bonn-Beuel), Herrn Dr. Harald Drös (Heidelberg), Frau Editha Hoschützky (Bonn-Vilich), Herr Matthias von der Bank (Stadtmuseum Bonn) und Herr Gottfried Kraus (†) (Bonn-Oberkassel) erhalten. Ihnen allen möchte ich herzlich danken!

Frau Hilde Scheideler (Bonn) hat die Zeichnungen für den Anhang und den Abbildungsteil angefertigt und leistete bei den Korrekturen und der Erstellung des Literaturverzeichnisses wertvolle Hilfe. Den Abbildungsteil verdanke ich zum großen Teil der fachlichen Kompetenz und uneingeschränkten Einsatzbereitschaft von Frau Gerda Hellmer (Historisches Seminar der Universität Bonn), die – zuweilen in Zusammenarbeit mit Frau Ursula Schmitz (Bonn) – die überwiegende Zahl der Fotos aufgenommen, umfangreiche Laborarbeiten durchgeführt und am Layout des Tafelteils mitgewirkt hat.

Herr Dr. Rüdiger Fuchs, Herr Dr. Eberhard Nikitsch und Herr Dr. Sebastian Scholz (Inschriftenkommission Mainz) gaben wertvolle Anregungen und Hinweise und unterzogen das Manuskript bereitwillig einer kritischen Überprüfung. Meine Bonner Kollegen, Herr Clemens Bayer M. A. und Frau Kristine Weber M. A., haben in zahlreichen Diskussionen und durch vielfältige Hilfe erheblich zur Fertigstellung der Edition beigetragen. Ihnen gilt mein besonderer Dank!

Der abschließende Dank gebührt der Inschriftenkommission der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften, insbesondere Herrn Prof. Dr. Werner Besch und Herrn Prof. Dr. Dr. Raymund Kottje, für ihre freundliche Unterstützung und ihren steten Einsatz für die Belange der Arbeitsstelle.

Bonn, im Juni 2000

Helga Giersiepen

1.3 Vorbemerkungen und Benutzungshinweise

Der vorliegende Band enthält die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Inschriften der Stadt Bonn in ihren heutigen Grenzen bis zum Jahr der Stadtzerstörung 1689. Inschriften aus der Zeit vor 1689, deren Träger nachweislich erst später nach Bonn gelangten, finden keine Berücksichtigung. Hingegen umfaßt der Katalog auch Inschriftenträger Bonner Provenienz, die sich heute an anderen Orten befinden. Die Edition erfaßt nicht nur die original erhaltenen, sondern auch die verlorenen, in ungedruckten oder gedruckten Quellen, auf Fotos, in Abgüssen oder Nachzeichnungen überlieferten Inschriften. Bei der Erfassung wurde größtmögliche Vollständigkeit angestrebt.

Die Bearbeitung der Bonner Inschriften erfolgte gemäß den Arbeitsrichtlinien der Interakademischen Kommission für die Herausgabe der deutschen Inschriften. Inschriften auf Siegeln, Münzen, Medaillen und Bucheinbänden wurden ausgeklammert, da diese Gegenstand von Spezialdisziplinen (Sphragistik, Numismatik, Einbandkunde) sind.1) Hausmarken und Meisterzeichen wurden nur berücksichtigt, sofern sie im Zusammenhang mit einer Inschrift stehen, und werden in diesem Fall im Anhang wiedergegeben.

Der Katalogteil des Bandes ist chronologisch aufgebaut. Die einzelnen Artikel gliedern sich nach folgendem Schema:

1 Die Kopfzeile jedes Artikels enthält links die fortlaufende Nummer.
Ein Kreuz neben der laufenden Nummer kennzeichnet die nicht-original überlieferten Inschriften.
(†) Das Kreuz steht in Klammern,
– wenn sich mehrere Inschriften am selben Träger befinden, von denen ein Teil erhalten, der andere verloren ist,
– wenn der Träger erhalten, die Inschrift aber verloren ist.
†? Ein Fragezeichen neben dem Kreuz weist darauf hin, daß nicht bekannt ist, ob der Träger noch vorhanden ist.
Münster In der Mitte der Kopfzeile befindet sich die Angabe des aktuellen bzw. letzten feststellbaren Standortes.
Ein Kreuz neben der Standortangabe markiert heute nicht mehr vorhandene Gebäude.
1300 Die Datierung am rechten Rand der Kopfzeile gibt, sofern feststellbar, das Entstehungsjahr der Inschrift an, das nicht immer mit dem Entstehungsjahr des Trägers identisch sein muß. Bei Grabinschriften wird von einer Herstellung im Todesjahr ausgegangen, falls keine Hinweise auf eine andere Datierung vorliegen. Sind mehrere Inschriften am selben Träger zu unterschiedlichen Zeiten ausgeführt worden, so werden die Entstehungsjahre in chronologischer Reihenfolge und durch Kommata getrennt angegeben. Die Entstehungszeit undatierter Inschriften wurde mit Hilfe historischer Belege, anhand einer paläographischen Untersuchung der Inschrift oder stilistischer Merkmale des Trägers so genau wie möglich bestimmt. Die Inschriften sind jeweils am Ende des in Frage kommenden Zeitraums eingeordnet. Konnte ein Terminus ante oder post quem ermittelt werden, ist die Inschrift vor bzw. hinter dem nächstliegenden Datum plaziert.
1300? Unsichere Datierungen sind mit einem Fragezeichen versehen.

Der auf die Kopfzeile folgende Absatz beginnt mit der Benennung des Inschriftenträgers und der Inschriftenart. Er gibt Informationen zum Material des Trägers, zum Erhaltungszustand, zur Ikonographie, zur Position der Inschrift(en) am Träger und ihrer technischen Ausführung. Die Beschreibung erfolgt [Druckseite XII] vom Betrachter aus, nur für Wappenbeschreibungen ist der heraldische Standort maßgeblich. Bei nicht-original überlieferten Inschriften wird die für die Textwiedergabe herangezogene Quelle genannt. Der Abschnitt schließt mit den Maßen des Trägers und der Buchstaben (wenn möglich an N bzw. n gemessen). Höhe oder Breite des Trägers sind in Klammern gesetzt, wenn die feststellbaren Maße – aufgrund einer Beschädigung oder weil ein Teil des Trägers verdeckt ist – nicht den ursprünglichen Maßen entsprechen. Am Rand steht die zugehörige Nummer der Abbildung im Tafelteil.

Zur Wiedergabe des Inschriftentextes:

A, B, C Mehrere Inschriften am selben Träger werden durch Großbuchstaben unterschieden.
/ Ein Schrägstrich kennzeichnet das Zeilenende auf dem Träger bzw. eine Unterbrechung des Textes durch eine Darstellung. Der Text wird fortlaufend wiedergegeben, nur metrische Inschriften sind versweise angeordnet.
// Ein doppelter Schrägstrich gibt den Übergang auf ein anderes Schriftfeld oder die Unterbrechung der Schrift z. B. durch Wappen, Ornamente oder bildliche Darstellung an.
( ) Abkürzungen werden unter Auslassung des Kürzungszeichens in runden Klammern aufgelöst. Das Fehlen von Kürzungszeichen im Inschriftentext wird angegeben, sofern es sich nicht um Kürzungen handelt, die stets ohne Kürzungszeichen verwendet werden (etwa INRI oder die Fürbittformel GGDS).
NE Unter die Zeile gesetzte Striche markieren Buchstabenligaturen. Andere Buchstabenverbindungen sind nicht am Text kenntlich gemacht, sondern werden in den Anmerkungen erläutert.
Ein Punkt unter einem Buchstaben weist auf eine unsichere Lesung hin.
[ ] Eckige Klammern markieren Textverlust oder nicht mehr sicher lesbare Stellen, Konjekturen des Bearbeiters und Ergänzungen aus der nicht-originalen Überlieferung.
[..] Ist bei Textverlust eine Ergänzung nicht möglich, deuten Punkte zwischen den Klammern den Umfang des verlorenen Textes an. Bei kürzeren Lücken entspricht die Zahl der Punkte der Anzahl fehlender Buchstaben.
[– – –] Große Lücken werden durch drei Gedankenstriche gekennzeichnet.
< > Spitze Klammern bezeichnen Nachträge und Lücken im Text, die bei der Herstellung der Inschrift für solche freigelassen wurden.
A • B In der Inschrift verwendete Worttrennzeichen werden durch Punkte auf der Zeilenmitte wiedergegeben. Interpunktionszeichen werden beibehalten.

Dem Text der Inschriften folgen gegebenenfalls eine Übersetzung, die Angabe des Versmaßes und der Reimform, die Nennung der am Inschriftenträger befindlichen Wappen sowie die Auflösung des Datums. Bei Ahnenproben sind die Wappen ihrer Anbringung am Träger entsprechend spaltenweise angeordnet. In der Literatur nicht nachweisbare Wappen werden in den Anmerkungen beschrieben.

Der nachfolgende Kommentar enthält Erläuterungen zum paläographischen Befund und zu philologischen Besonderheiten des Textes, zum prosopographischen und historischen Hintergrund sowie unter Umständen zu Fragen der kunsthistorischen Zuordnung des Inschriftenträgers. Die paläographischen Ausführungen orientieren sich an der „Terminologie zur Schriftbeschreibung“.2)

Der Anmerkungsapparat gliedert sich in Buchstaben- und Ziffernanmerkungen. Die Buchstabenanmerkungen verweisen auf Textvarianten in der Parallelüberlieferung, orthographische Besonderheiten und unsichere Lesarten oder fehlerhafte Stellen. Die Ziffernanmerkungen enthalten Zitat- und Literaturnachweise sowie ergänzende Bemerkungen zum Kommentar.

Das Literaturverzeichnis am Schluß der Katalognummer nennt die wichtigsten Überlieferungen des Inschriftentextes in chronologischer Reihenfolge.

Zitationshinweis:

DI 50, Bonn, Einleitung, 1. Vorworte, Vorbemerkungen und Benutzungshinweise (Helga Giersiepen), in: inschriften.net,  urn:nbn:de:0238-di050d004e002.

  1. Eine Ausnahme stellen zwei Medaillen dar, die aus Anlaß der Grundsteinlegung für die Namen-Jesu-Kirche geprägt wurden und somit in enger Beziehung zur Geschichte Bonns stehen (Nrn. 397, 398). Kapitel 6 der Einleitung enthält eine Zusammenstellung weiterer nicht aufgenommener Inschriften. »
  2. Deutsche Inschriften: Terminologie zur Schriftbeschreibung, erarbeitet von den Mitarbeitern der Inschriftenkommissionen der Akademien der Wissenschaften in Berlin ..., Wiesbaden 1999. »