Der Band „Die Inschriften des Aachener Domes“ ist 1992 im Druck erschienen. Er enthält die kommentierte Edition der Inschriften an 141 Trägern, die vor dem Stadtbrand am 2. Mai 1656 im Bereich des Aachener Domes und des Domschatzes nachweisbar sind, ergänzt um eine auswertende Einleitung, einen Abbildungsteil und mehrere Register.

Während andernorts die Grabinschriften zahlenmäßig überwiegen, machen sie im Dom nur ein Fünftel des Gesamtbestandes aus. Den Schwerpunkt des Materials bilden Ausstattungsstücke und Objekte des Kirchenschatzes. Einige Wandinschriften gehen auf die Entstehungszeit der Kirche um 800 zurück. Herausragende Objekte wie der bronzene Pinienzapfen, der von Heinrich II. gestiftete Ambo, der sog. Barbarossaleuchter und die beiden großen Schreine mit den Gebeinen Karls des Großen und mit den vier sog. großen Heiligtümern entstanden in den folgenden Jahrhunderten. Reliquienverehrung und Wallfahrten prägten den Dom auch im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit, u. a. durch inschriftlich dokumentierte Stiftungen König Ludwigs I. von Ungarn, König Philipps IV. von Spanien und der spanischen Statthalterin in den Niederlanden, Isabella Clara Eugenia.

Im Abbildungsteil der Online-Fassung fehlen aus Gründen des Copyrights einige Fotos, die die Druckversion bietet; andere Artikel sind durch zusätzliche Bilder ergänzt worden. Aus technischen Gründen weicht auch die Zählung der Abbildungen in der Online-Version von der Zählung im Buch ab, so dass Abbildungshinweise im Text hier nicht gültig sind.

1. VORWORTE, VORBEMERKUNG UND BENUTZUNGSHINWEISE

Geleitwort

Mit dem Band „Aachen-Dom“ erscheint der 1. Band der „Düsseldorfer Reihe“ unter den „Deutschen Inschriften“. Die Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften in Düsseldorf kann damit eine erste Frucht der Tätigkeit ihrer Arbeitsstelle „Inschriften“ vorlegen.

Die Düsseldorfer Akademie hat zwar bereits 1973 eine Inschriften-Kommission unter dem Vorsitz von Professor Paul-Egon Hübinger (Bonn, † 1987) eingesetzt und die Mitarbeit an dem 1934 von dem Heidelberger Germanisten Friedrich Panzer († 1956) gegründeten Unternehmen für die „Sammlung der Inschriften Deutschlands bis 1650“ in ihr Programm aufgenommen. Die Kommission, besonders Professor Hübinger, hat auch sogleich Vorbereitungen für die systematische Sammlung und Bearbeitung der Inschriften in den beiden Landesteilen Nordrhein und Westfalen getroffen. Die Durchführung der Arbeit im geplanten Umfang scheiterte aber an der Finanzierung. Daher mußte schon bald von dem Vorhaben Abstand genommen werden, das Projekt gleichermaßen in beiden Landesteilen von Arbeitsstellen in Bonn und Münster aus zu beginnen. Statt dessen hat jahrelang lediglich eine studentische Hilfskraft des Historischen Seminars der Universität Bonn die in gedruckten Quellen und in der Literatur ermittelten Inschriften des Landesteils Rheinland verkartet. Erst ab 1. Oktober 1977 konnte Frau Dr. Helga Hemgesberg als Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Akademie die Bearbeitung der Inschriften übernehmen. Sie führte die flächendeckend angelegte Erfassung der Inschriften fort, u. a. durch systematische Auswertung von Zeitschriften, Spezialkatalogen einschlägiger Museen und Ausstellungen sowie der ortsgeschichtlichen Literatur, und erarbeitete eine Kartei mit etwa 6000 Inschriftenträgern, allerdings nur des Rheinlands. Mit diesen Arbeiten sind wertvolle Grundlagen geschaffen worden für die Bearbeitung der einzelnen Objekte, die auf der Basis der politischen Gliederung in Kreise und kreisfreie Städte erfolgt.

Eine konkrete Projektarbeit konnte jedoch erst begonnen werden, nachdem ab 1. Juli 1983 mit Frau Martina Werth als Wissenschaftliche Hilfskraft eine weitere Mitarbeiterin zur Verfügung stand. Ihr wurde neben Arbeiten zur Unterstützung von Frau Hemgesberg die Sammlung der Inschriften des Rhein-Sieg-Kreises und der Stadt Aachen übertragen, ab Frühjahr 1984 nur noch der Aachener.

Fast gleichzeitig mit der personellen Ergänzung konnte die Arbeitsstelle einen eigenen Raum im Historischen Seminar der Bonner Universität beziehen, wofür den damaligen Direktoren des Historischen Seminars sehr herzlich zu danken ist. Während Frau Hemgesberg ihre Sammelarbeit bislang ausschließlich in Bibliotheken, Archiven und Museen durchgeführt hatte und die Materialien in ihrer Wohnung aufbewahrte, hatte die Inschriftenarbeit nun ein Domizil in engster Verbindung mit dem Historischen Seminar und seiner Bibliothek und war damit zu einer wirklichen Arbeitsstelle geworden, die mit ihren Materialien und – wenigen – Büchern auch anderen dienlich sein konnte – und geworden ist, insbesondere der hilfswissenschaftlichen Abteilung des Seminars.

Einen neuen Impuls erhielt die Arbeit an den Aachener Inschriften, nachdem am 1. April 1986 Frau Helga Giersiepen zunächst Nachfolgerin von Frau Werth und am 1. Januar 1988 von Frau Dr. Hemgesberg geworden war. Selbständig, umsichtig und zielstrebig hat sie die Bearbeitung der Inschriften von Dom und Stadt betrieben und zügig zum Abschluß gebracht. In philologischen Fragen wurde sie gelegentlich beraten von Clemens Bayer M. A., der seit September 1988 als Wissenschaftliche Hilfskraft bzw. ½ Wissenschaftlicher Mitarbeiter an dem Projekt beteiligt ist, bei vor allem technischen Arbeiten unterstützte sie über längere Zeit Frau Ursula Schmitz als Studentische Hilfskraft. Die Fotoarbeiten erledigte äußerst fachgerecht und mit großer Hilfsbereitschaft die Fotolaborantin des Historischen Seminars, Frau Gerda Hellmer. Zustatten kam der Arbeit auch der rege fachliche Austausch mit den Mitarbeitern der anderen Inschriften-Kommissionen, von denen vor allem Frau Dr. Renate Neumüllers-Klauser, Heidelberg, hier dankbar zu nennen ist, deren Sachkunde und selbstlose Sachlichkeit eine wichtige Hilfe waren. Zu erwähnen ist ferner die wohlwollende Unterstützung, die der Arbeit durch den Geschäftsführer der Düsseldorfer Akademie, Herrn Ministerialrat Helmut Szawola, von Anfang an zuteil geworden ist. So konnte schon Ende 1987 mit Mitteln der Akademie ein PC angeschafft werden, der sich als wertvolle Arbeitshilfe erwiesen hat.

Last not least ist für hilfreiche wissenschaftliche Begleitung und Förderung der Inschriften-Kommission der Düsseldorfer Akademie zu danken, der die Professoren Werner Besch, Bonn, als Vorsitzender [Druckseite VIII] (seit 1987), Gustav Adolf Lehmann und Erich Meuthen, beide Köln, sowie der Arbeitsstellenleiter angehören.

Die heutigen wissenschaftlichen Bemühungen um die rheinischen Inschriften des Mittelalters stehen in einer Tradition. Von den älteren Arbeiten ist hier vor allem an das vor genau 100 Jahren erschienene materialreiche und daher nach wie vor beachtenswerte Werk von Franz Xaver Kraus „Die christlichen Inschriften der Rheinlande“ (2 Bde., Freiburg i. Br. 1890–94) zu erinnern. Daß diese Tradition seit 1973 mit der systematischen Erfassung und Bearbeitung der rheinischen und hoffentlich bald auch der westfälischen Inschriften fortgeführt wird, ist in hohem Maß das Verdienst von Paul-Egon Hübinger, dem dafür auch an dieser Stelle ein dankbares Gedenken gewidmet sei.

Bonn, 6. Dezember 1991

Raymund Kottje

Arbeitsstellenleiter

[Druckseite IX]

Vorwort

Der vorliegende Band der Reihe „ Deutsche Inschriften“ wurde in den Jahren 1986 bis 1990 erstellt. Er enthält die Inschriften des Aachener Domes und des Domschatzes, die innerhalb der Gesamtüberlieferung der Aachener Inschriften einen umfangreichen Bestand mit einer eigenständigen Geschichte bilden und deshalb in einem gesonderten Teilband zusammengefaßt sind.

Dem Domkapitel Aachen ist dafür zu danken, daß es mir den Zugang zu den Inschriftenträgern im Dom und in der Schatzkammer sowie die Benutzung des Domarchivs genehmigt und Fotomaterial zur Verfügung gestellt hat. Viele der Mitarbeiter am Dom haben mich mit tatkräftiger Hilfe bei praktischen Arbeiten und wertvollen Informationen unterstützt. Mein besonderer Dank gilt Herrn Dr. Georg Minkenberg, dem Leiter der Abteilung Textilien, Tafelbilder, Fotoarchiv an der Domschatzkammer, für seine freundliche Hilfsbereitschaft.

Durch die Damen und Herren der von mir benutzten Archive und Bibliotheken, insbesondere des Stadtarchivs Aachen, Herrn Hartmut Rickert (Rheinisches Amt für Denkmalpflege) sowie Herrn Jannic Durand (Musée du Louvre) wurde mir freundliche Betreuung zuteil.

Wertvolle Auskünfte erteilten Herr Prof. Dr. Dr. h. c. Bernhard Bischoff † (München), Herr Wilfried M. Koch M. A. (Rheinisches Amt für Bodendenkmalpflege), Frau Dr. Herta Lepie (Direktorin der Abteilung Goldschmiedekunst, Domschatzkammer Aachen), Frau Prof. Dr. Renate Neumüllers-Klauser (Heidelberg), Herr Prof. Dr. Gotthold Rhode (Heidesheim) sowie Herr Johann Wilhelm Schwanz (Rheinisches Amt für Denkmalpflege).

Frau Ursula Schmitz (Bonn) fertigte die Grundrisse und die Liste der Meisterzeichen an und leistete bei der Erstellung des Registers und des Literaturverzeichnisses sowie bei den Korrekturen wertvolle Hilfe. Frau Gerda Hellmer (Bonn) hat die überwiegende Zahl der Fotos des Abbildungsteils aufgenommen und umfangreiche Laborarbeiten durchgeführt, wobei sie weder Zeit noch Mühe scheute, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Mein Kollege, Herr Clemens Bayer M. A. (Bonn), bot Hilfestellung bei einigen philologischen Fragen, gab zahlreiche wichtige Hinweise und war stets zu Diskussion und Rat bereit. Frau Annette Fahnenbruck (Neuwied) und Frau Ulrike Höroldt (Bonn) unterzogen sich der mühevollen Arbeit des Korrekturlesens. Ihnen allen danke ich sehr herzlich.

Es bleibt die angenehme Pflicht, dem Arbeitsstellenleiter, Herrn Prof. Dr. Dr. Raymund Kottje, Dank zu sagen, dessen stetes Bemühen um den Erhalt und Ausbau der Arbeitsstelle und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen wesentlich zum Zustandekommen dieses Bandes beigetragen hat.

Bonn, im Dezember 1991

Helga Giersiepen

[Druckseite XI]

VORBEMERKUNG UND BENUTZUNGSHINWEISE

Die Bearbeitung der Aachener Inschriften erfolgte gemäß den Arbeitsrichtlinien der Interakademischen Kommission für die Herausgabe der deutschen Inschriften. Der erste Teilband enthält die Inschriften der Aachener Marienkirche (des heutigen Domes1)), die bis 1656 entstanden sind. Die für das Inschriften-Unternehmen vorgegebene Zeitgrenze 1650 wurde um einige Jahre verschoben, da am 2. Mai 1656 ein verheerender Brand in der Stadt wütete, der einen schwerwiegenden Einschnitt in der bauhistorischen Entwicklung der Stadt mit sich brachte. Inschriften aus der Zeit vor 1656, deren Träger nachweislich erst später nach Aachen gelangten, finden keine Berücksichtigung. Hingegen umfaßt der Katalog auch Inschriftenträger Aachener Provenienz, die unter der französischen Herrschaft (1794–1814) der Marienkirche entfremdet wurden und sich heute an anderen Standorten befinden. Frühchristliche Inschriften werden nur berücksichtigt, sofern sie nicht in dem für Aachen einschlägigen Band XIII des Corpus Inscriptionum Latinarum (CIL) Aufnahme gefunden haben.

Die Edition erfaßt sowohl die erhaltenen als auch die nichtoriginal, d. h. in archivalischen und literarischen Quellen, auf Fotos oder in Nachzeichnungen überlieferten Inschriften. Gerade die verstreute nichtoriginale Überlieferung erschwert es, die angestrebte Vollständigkeit der Erfassung tatsächlich zu erreichen.

Aufgenommen wurden nur solche Inschriften, die nicht Gegenstand von Spezialdisziplinen wie etwa der Sphragistik und der Numismatik sind.2) Jahreszahlen, Monogramme, Hausmarken, Steinmetz- und Meisterzeichen wurden nur berücksichtigt, sofern sie im Zusammenhang mit einer Inschrift stehen. Auf Meisterzeichen, die im Anhang wiedergegeben sind, wird in Anmerkungen in den entsprechenden Kommentaren verwiesen.

Die aus Gründen der Arbeitspraxis zugrunde gelegte Definition von Kloos versteht unter Inschriften „Beschriftungen verschiedener Materialien ..., die von Kräften und mit Methoden hergestellt sind, die nicht dem Schreibschul- und Kanzleibetrieb angehören.“3) Der vorliegende Katalog enthält jedoch einige Nummern, die dieser Definition insofern nicht entsprechen, als die Schrift mit Feder und Tinte ausgeführt wurde. Ihr Beschreibstoff – Holz (Nr. 4, 32), Knochen (Nr. 33), Leder (Nr. 5, 30) oder Stoff (Nr. 2, 3, 12) – gehört jedoch zu eben jenen Materialien, die für Inschriftenträger charakteristisch sind. Da sie in dieser Hinsicht den Wand- und Gemäldeinschriften nahestehen und die betreffenden Stücke zudem bislang nicht bzw. unzureichend publiziert sind, wurden sie in die Edition aufgenommen.

Der Katalogteil des Bandes ist chronologisch aufgebaut.

1 Die Kopfzeile jedes Artikels enthält links die fortlaufende Nummer.
Ein Kreuz neben der laufenden Nummer kennzeichnet die nicht im Original erhaltenen Inschriften.
(†) Befinden sich mehrere Inschriften am selben Träger, von denen ein Teil erhalten, der andere verloren ist, steht das Kreuz in Klammern. In der Mitte der Kopfzeile befindet sich die Angabe des aktuellen bzw. letzten feststellbaren Standortes.
( ) Bei Inschriftenträgern, die innerhalb des Domes an einen anderen Standort verbracht wurden, wird der ursprüngliche Standort in Klammern hinzugefügt.
Ein Kreuz neben der Standortangabe markiert die heute nicht mehr vorhandenen Gebäude. Die Datierung am rechten Rand der Kopfzeile gibt das Entstehungsjahr der Inschrift (nicht [Druckseite XII] des Trägers!4)) an, sofern es feststellbar ist.
Bei Grabinschriften wird angenommen, daß sie im Todesjahr ausgeführt wurden, falls keine Hinweise auf eine andere Datierung vorliegen.
Die Entstehungszeit undatierter Inschriften wurde mit Hilfe historischer Belege oder anhand paläographischer oder stilistischer Merkmale so genau wie möglich bestimmt. Sie sind jeweils am Ende des in Frage kommenden Zeitraums eingeordnet. Konnte ein terminus ante oder post quem ermittelt werden, ist die Inschrift vor bzw. hinter dem nächstliegenden Datum plaziert.
? Unsichere Datierungen sind mit einem Fragezeichen versehen.

Der auf die Kopfzeile folgende Abschnitt enthält eine Beschreibung des Inschriftenträgers mit Angaben zu Material, Erhaltungszustand und Ikonographie, der Position der Inschrift(en) am Träger und deren technischer Ausführung. Die Beschreibung erfolgt vom Betrachter aus, nur für Wappenbeschreibungen ist der heraldische Standort maßgeblich. Bei nichtoriginal überlieferten Inschriften wird die für die Textwiedergabe herangezogene Quelle genannt. Der Abschnitt schließt mit den Maßen des Trägers, der Buchstabenhöhe und der Schriftart. Die Angabe der Buchstabenhöhe orientiert sich an n und N. Am Rand werden Hinweise auf Abbildungen im Tafelteil gegeben.

Zur Wiedergabe des Inschriftentextes:

A, B, C... Mehrere Inschriften am selben Träger werden durch Großbuchstaben unterschieden.
Der Text wird fortlaufend wiedergegeben, nur metrische Inschriften sind versweise angeordnet.
/ Ein Schrägstrich kennzeichnet das Zeilenende auf dem Träger bzw. eine Unterbrechung des Textes durch eine Darstellung.
// Ein doppelter Schrägstrich markiert den Übergang auf ein anderes Inschriftfeld.
( ) Abkürzungen werden (unter Wegfall des Kürzungszeichens) in runden Klammern aufgelöst.
AE Unter die Zeile gesetzte Linien markieren Buchstabenligaturen.
[ ] Eckige Klammern bezeichnen Textverlust oder nicht mehr sicher lesbare Stellen. Ist der verlorene Text anhand der nichtoriginalen Überlieferung rekonstruierbar, wird er in eckigen Klammern aufgenommen.
[..] Ist eine Ergänzung nicht möglich, deuten Punkte zwischen den Klammern den Umfang des Textverlustes an. Die Zahl der Punkte entspricht dann in etwa der Anzahl fehlender Buchstaben. Große Lücken werden durch zehn Punkte gekennzeichnet.
〈 〉 Im Inschriftentext freigelassene bzw. nachträglich eingefügte Stellen werden durch spitze Klammern bezeichnet.
Wappenbeischriften werden nicht im Textteil, sondern im Zuge der Wappenangaben aufgeführt, und zwar in ihrer Schreibweise am Träger.

Dem Text der Inschriften folgen gegebenenfalls eine Übersetzung, das Versmaß, die Auflösung des Datums und die Angabe der am Inschriftenträger befindlichen Wappen. Bei Ahnenproben sind die Wappen ihrer Anbringung am Träger entsprechend spaltenweise angeordnet.

Der nachfolgende Kommentar enthält Erläuterungen zum historischen Hintergrund, zum paläographischen Befund und zu philologischen Besonderheiten des Textes sowie unter Umständen zu Fragen der kunsthistorischen Zuordnung des Inschriftenträgers.

Der Anmerkungsapparat gliedert sich in Buchstaben- und Ziffernanmerkungen. Die Buchstabenanmerkungen verweisen auf Textvarianten in der Parallelüberlieferung, orthographische Besonderheiten und unsichere Lesarten oder fehlerhafte Stellen. Die Ziffernanmerkungen enthalten Zitat- und Literaturnachweise sowie ergänzende Bemerkungen zum Kommentar.

Das die Katalognummern abschließende Literaturverzeichnis nennt die wichtigsten Überlieferungen des Inschriftentextes in Quellen und Literatur sowie Abbildungen, ohne dabei Vollständigkeit gewährleisten zu wollen.

2. DIE ÜBERLIEFERUNG

Von den 141 bekannten Inschriftenträgern des Domes sind 104, also etwa drei Viertel, erhalten, die übrigen nur abschriftlich, in Nachzeichnungen oder fotografisch überliefert. Dieser verhältnismäßig hohe Anteil im Original erhaltener Inschriften ergibt sich allerdings weniger aus einer geringen Verlustquote als aus einer ungünstigen Überlieferungslage hinsichtlich der verlorenen Inschriften. Systematische Inschriftensammlungen, wie sie andernorts seit dem 17. Jh. angelegt wurden,5) fehlen für Aachen. Auch die überregionalen Sammlungen historischer Nachrichten und Quellenabschriften, wie die Farragines der Brüder Gelenius6) aus dem 17. Jh. oder die Sammlung Redinghoven7) und die Sammlung Alfter8) aus dem 18. Jh., enthalten nur vereinzelt Inschriften Aachener Provenienz.

Quelle für die Überlieferung verlorener Inschriften sind daher in erster Linie Aachener Chroniken und Stadtbeschreibungen des 17. und 18. Jh., die eine in unterschiedlichem Maße ausführliche und zuverlässige Darstellung der Stadtgeschichte mit einer Beschreibung der wichtigsten Aachener Bauten verbinden.

Das erste Werk dieser Art ist das 1620 in lateinischer Sprache erschienene „Aquisgranum“ des Petrus à Beeck, eines Kanonikers des Marienstifts. Der Schwerpunkt des Buches liegt zum einen auf der Aachener Karlstradition, zum anderen auf der Geschichte der Kirchen, Klöster und Stifte der Stadt.9) A Beecks Werk, das in der historischen Darstellung teilweise fehlerhaft ist, enthält wichtige bau- und kunsthistorische Informationen, bietet in vielen Fällen die früheste Überlieferung eines Inschriftentextes und liefert damit zugleich für einige anhand von Text oder Träger nicht datierbare Inschriften den terminus ante quem.

1632 veröffentlichte der Doktor beider Rechte Johannes Noppius, der als Mitglied der politisch einflußreichen Bockzunft mehrfach dem Rat der Stadt angehörte, als erste deutschsprachige Stadtgeschichte seine „Aacher Chronick“. Ursprünglich als Übersetzung des „Aquisgranum“ geplant, dann aber durch die Ergebnisse eigener Forschungen wesentlich erweitert, führt sie in vielen Punkten über das lateinische Werk hinaus.10) Für die Inschriften ist besonders das erste Buch des dreiteiligen Werkes von Interesse, das von der Entstehung und Entwicklung der Stadt und ihrer Institutionen handelt und eine Beschreibung kirchlicher und profaner Bauten beinhaltet.11)

Der Aachener Jesuit Heinrich Thenen (1607–1696) schrieb eine ebenfalls „Aquisgranum“ betitelte, mehr als tausend Quartseiten umfassende Chronik in sieben Büchern, die Einträge bis 1669 enthält.12) Das Werk ist nur handschriftlich überliefert, obwohl es für den Druck vorgesehen und geprüft worden war.13)

Eine weitere anonym und in lateinischer Sprache verfaßte „Chronica manuscripta“ im Aachener Stadtarchiv enthält Aufzeichnungen zur Geschichte und Topographie der Stadt bis 1706.14)

1781 erschien der erste Band der „Aachenschen Geschichten“ Karl Franz Meyers des Älteren.15) Ähnlich wie Noppius hatte Meyer drei Teile geplant, die eine chronologische Darstellung der Stadtge-[Druckseite XIV]-schichte (Band 1), eine Stadtbeschreibung und eine Sammlung von Urkunden umfassen sollten. Zu einer Veröffentlichung des zweiten und dritten Bandes kam es nicht mehr, doch hinterließ Meyer umfangreiches handschriftliches Material.16) Ist der Quellenwert seiner Arbeiten für die Stadtgeschichte auch nicht allzu hoch anzusetzen, so beinhalten gerade die ungedruckten Teile für die Epigraphik doch einige wichtige Hinweise.

Alle diese historiographischen Werke überliefern eine größere Zahl von Inschriften. Ihr Augenmerk richtet sich aber vor allem auf solche Texte, die besonders bekannt oder an auffälliger Stelle angebracht waren. Dazu gehören in erster Linie die Inschriften, die in Zusammenhang mit Karl dem Großen und seiner liturgischen Verehrung stehen oder den Pilgern beim Besuch der Marienkirche ins Auge fielen.17) Weniger „prominente“ Inschriften werden in den Quellen im allgemeinen nicht erwähnt.

Die historiographische Literatur des 19. Jh. über Aachen ist im Vergleich zu den älteren Werken umfangreicher und thematisch stärker spezialisiert. Eine systematische Beschäftigung mit den Aachener Inschriften ist jedoch nicht erfolgt. Aus der Vielzahl der Titel sei hier nur die 1825 erschienene „Historische Beschreibung der Münsterkirche und der Heiligthums-Fahrt in Aachen“ des Lehrers und städtischen Bibliothekars Christian Quix18) erwähnt, die nicht nur den Text etlicher Inschriften, sondern auch aufschlußreiche Informationen über deren Träger bietet.

Nicht systematisch, sondern nur vereinzelt heranzuziehen sind einige frühmittelalterliche Handschriften, die den Text der einen oder anderen Inschrift im Kontext ihrer Entstehung überliefern.19) Mehrere dieser Inschriften sind im Zusammenhang eines größeren Textes20) oder im Rahmen der Poetae-Sammlung der Monumenta Germaniae Historica21) bereits ediert.

3. DER HISTORISCHE HINTERGRUND DER INSCHRIFTEN

3.1. Baugeschichte

Bereits vor der Errichtung der karolingischen Kirche existierte an deren heutigem Standort ein christlicher Kultbau; in dieser älteren Kirche dürfte Pippin der Jüngere 765/766 das Weihnachts- und das Osterfest gefeiert haben.22) Die annalistische Überlieferung wurde durch Grabungen bestätigt, bei denen Reste des Vorgängerbaus aufgefunden wurden.23) Unter anderem stieß man im östlichen Bereich des Zentralbaus auf Reste eines Altarfundaments.24) Die Datierung dieses Vorgängerbaus ist bislang ungeklärt.

Über den Baubeginn der Marienkirche liegen keine Zeugnisse vor. Die ältere Forschung leitet den Zeitpunkt des Bauabschlusses vorwiegend aus einer Nachricht der erst im 14. Jh. abgefaßten Annales Tielenses ab, nach der die Marienkirche im Jahre 805 durch Papst Leo III. geweiht worden sein soll.25) Die Weihenachricht selbst ist historisch unglaubwürdig, und der aus ihr abgeleitete zeitliche Ansatz liegt wohl einige Jahre zu spät.26) Zeitgenössische Quellen belegen nämlich, daß [Druckseite XV] der Kirchenbau bereits in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre des 8. Jh. weit fortgeschritten war.27)

Kern des karolingischen Bauteils der Marienkirche ist der sechzehneckige Zentralbau, der italienische bzw. byzantinische, über Italien vermittelte Vorbilder rezipiert.28) Das Oktogon und der zweigeschossige Umgang waren ursprünglich nach Osten durch einen annähernd rechteckigen, ebenfalls doppelgeschossigen Anbau abgeschlossen.29)

Im Westen schloß sich an den Zentralbau der Westbau an, über dem sich ein rechteckiger Turm erhob, der wohl als Glockenturm diente. Er wurde von Beginn an durch die beiden bis heute erhaltenen, nördlich bzw. südlich gelegenen Treppentürme flankiert.

Das untere Geschoß des Westbaus, die Vorhalle, war ursprünglich offen und führte auf das karolingische Atrium. Es wurde an der Nord- und Südseite von Hallen begrenzt, deren offene Arkaden wohl zu Beginn des 13. Jh. zugemauert bzw. abgerissen wurden.30) Das Aussehen des westlichen Atriumabschlusses ist bislang ungeklärt, doch konnte aufgrund der neuesten Grabungsergebnisse die Existenz einer karolingischen Torhalle im Westen mit großer Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.31) Der Boden im Bereich des Atriums wurde von einem Kanal schräg durchschnitten.32) Er versorgte vermutlich einen Brunnen in der Mitte des Atriums mit Wasser, als dessen Aufsatz zeitweise der heute in der Vorhalle aufgestellte Pinienzapfen gedient haben soll (vgl. Nr. 13).33)

Nördlich und südlich des karolingischen Kirchenbaus konnten zwei rechteckige Annexbauten erschlossen werden, deren Funktion ungeklärt ist.34)

Die prachtvolle innere Ausstattung der karolingischen Kirche wird bereits von Einhard hervorgehoben. Er berichtet, daß Karl der Große die Aachener Kirche „auroque et argento et luminaribus atque ex aere solido cancellis et ianuis adornavit“.35) Aus der Bauzeit der Kirche stammen auch die ersten Inschriften, die in die Ausgestaltung des Innenraumes einbezogen wurden. Einhard überliefert den Anbringungsort und die letzten Worte der metrischen Inschrift, die im Oktogon unterhalb des Kranzgesimses zwischen dem ersten und zweiten Geschoß in roter Farbe aufgetragen war (Nr. 6). Reste figürlicher Malerei mit einer Beischrift (Nr. 7) und eine Probeinschrift auf einem Pfeiler des oberen Umgangs (Nr. 8) geben Zeugnis von einer ersten malerischen Ausschmückung der Kirche um 800.

Bereits in karolingischer Zeit war die Marienkirche musivisch ausgestaltet.36) Aufgrund von Be-[Druckseite XVI]-schreibungen des 17. Jh.37), vor allem einer Abbildung bei Ciampini38), und mit Hilfe der im 19. Jh. unter dem Putz aufgefundenen Vorzeichnungen rekonstruierte man die Darstellung eines Mosaiks im zentralen Gewölbe, der sog. Kuppel. Es zeigte den thronenden Christus, umgeben von vier die Evangelisten symbolisierenden Wesen. Rundherum waren die 24 Ältesten dargestellt, die sich von ihren Sitzen erhoben.39) 1880/81 wurde die Kuppel des Oktogons durch Jean Baptiste Bethune dieser Rekonstruktion entsprechend mosaiziert.40)

Um die Jahrtausendwende ließ Kaiser Otto III. die Marienkirche ausmalen.41) Reste der Malereien wurden 1869/70 bei der Entfernung der Tünche besonders im Obergeschoß des Westbaus, an den Wänden des oberen Umganges, im nördlichen Treppenturm und an den Bogenansätzen des unteren Umganges freigelegt.42) Die in der Vita Balderici überlieferten Inschriften (Nr. 14) wurden zwar nicht aufgefunden, wohl aber eine fragmentarische Beischrift zu ornamentalen Verzierungen (Nr. 15).

Nach der Mitte des 14. Jh. begannen die Bauarbeiten am gotischen Chor43), der 1414 fertiggestellt war (Nr. 56)44). Der karolingische Ostbau, in dem der Hauptaltar der Kirche, der Marienaltar, stand, wurde niedergelegt. Der Petrusaltar wurde aus dem östlichen Umgangsjoch in den Ostteil des neuen Chores,45) der Ambo Heinrichs II. (Nr. 19) auf dessen Südseite an seinen heutigen Standort verbracht. Auch der Karlsschrein fand seinen Platz im gotischen Chor, und zwar in einem Retabelaufbau hinter dem Choraltar.46)

Domkapitel Aachen | DI 31, Nr. 35 - Dom, Schatzkammer - vor 1220-1238  | Nr. 35, Abb. 11

Der Hauptaltar der Kirche und Krönungsaltar der deutschen Könige47), der Marienaltar, stand nach der Fertigstellung des Chores in dessen westlichem Bereich. Hinter ihm war der Marienschrein aufgestellt, der die vier großen Heiligtümer barg.48) Wohl um die Mitte des 15. Jh. wurde um den Altar eine kleine Marienkapelle erbaut.49) Auf ihrem Gewölbe wurde ein Altar zu Ehren Simeons des Gerechten errichtet, der vom oberen Umgang aus zugänglich war. 1786 wurde die Kapelle im Zusammenhang mit „Modernisierungsmaßnahmen“ abgerissen.50) Die Wände des gotischen Chores wurden Ende des 15. Jh. mit Wandmalereien ausgestaltet (Nr. 71).51)

[Druckseite XVII] Oktogon und Sechzehneck sind von einem Kranz von Kapellen umgeben, die zwar teilweise romanischen Ursprungs sind, deren heutige Gestaltung aber auf das 14. bis 15. bzw. das 18. Jh. zurückgeht.

In der Nordwestecke schließt die doppelgeschossige gotische Nikolaus- und Michaelskapelle an das Sechzehneck an. Der romanische Vorläuferbau der Nikolauskapelle entstand vermutlich in staufischer Zeit.52) Genaue Erkenntnisse über den Baubeginn des gotischen Kapellenneubaus fehlen bislang,53) doch dokumentiert die Jahreszahl 1473 unter dem Gesims des Wandpfeilers am Sechzehneck den zeitlichen Ablauf der Bauarbeiten.54) Die Kapelle war spätestens 1487 fertiggestellt, als Arnold von Merode „in altari noviter in capella Sti. Nicolai dicte ecclesie nostre constructo“ eine Messe dotierte (vgl. Nr. 72).55) Die im oberen Geschoß gelegene Michaelskapelle wurde 1513 geweiht.56) Das Obergeschoß des Kapellenbaus besteht aus einer an drei Seiten umlaufenden Empore, die sich an der Ostseite (über dem Altarraum der Nikolauskapelle) zum eigentlichen Raum der Michaelskapelle erweitert.

Der Raum vor der Nikolauskapelle ist im 13. Jh. erstmals als Begräbnisort der Stiftsgeistlichkeit bezeugt.57) Nach dem Neubau der Kapelle wurden die Bestattungen in der Kapelle selbst vorgenommen. Einige der Grabplatten, die im Eingangsbereich des Vorgängerbaus gelegen hatten, wurden in den Innenraum verbracht und in den Bodenbelag integriert (vgl. Nr. 36, 44, 45, 53, 55, 60). Die Nikolauskapelle besaß mehrere Altäre, die auf Stiftungen von Kanonikern zurückgingen. Neben dem Nikolausaltar sind ein wohl von Arnold von Merode gestifteter Agathenaltar, ein Andreas-, ein Maternus- sowie ein Gregor- oder Georgaltar nachweisbar.58)

Bei Königskrönungen wurde der erwählte Herrscher vor der Krönungsmesse von der Stiftsgeistlichkeit an der Innentür der Nikolauskapelle empfangen.59)

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften | DI 31, Nr. 74 - Dom, Nikolauskapelle - 1498 | Nr. 74, Abb. 1

Im Zuge einer Wiederherstellung nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in der Kapelle neue Heizkanäle angelegt und der Fußboden begradigt.59) Dabei wurden mehrere Grabplatten umgelegt, darunter drei, die bei den Arbeiten neu aufgefunden worden waren.60)

An der Nordseite des Sechzehnecks liegt ferner die ebenfalls zweigeschossige Karls- und Hubertuskapelle, in deren Bereich 1867 und 1911 bei Grabungen Fundamente des nördlichen Annexbaus aus karolingischer Zeit gefunden wurden.61) Der Kapellenbau wurde Mitte des 15. Jh. an der Stelle einer romanischen Mauritiuskapelle errichtet.62) Die Hubertuskapelle im Erdgeschoß, deren Hubertus- und Sebastianusaltar 1474 geweiht worden war,63) bot einen Zugang zur Marienkirche von der Nordseite aus. Die Karlskapelle, in der die deutschen Könige in der Nacht vor ihrer Krönung wachten,64) besaß neben dem Karls- einen Mauritiusaltar. Sie diente von 1873–1881 als Schatzkammer und zu Beginn des 20. Jh. als Lapidarium.65) Beide Kapellen wurden 1868–1871 restauriert.

An der Südseite schließt die Matthiaskapelle an den gotischen Chor an. Der zweigeschossige Bau dürfte in etwa gleichzeitig mit dem gotischen Chor entstanden sein und wurde von Beginn an als Sakristei genutzt.66)

Westlich der Matthiaskapelle wurde um die Mitte des 15. Jh. an der Stelle eines romanischen Vorgängerbaus die gotische Annakapelle errichtet.67) Der Kapellenraum selbst, der als Friedhofskapelle diente, befindet sich im Obergeschoß. Das Untergeschoß war ursprünglich an drei Seiten zum südlich der Marienkirche gelegenen Friedhof hin geöffnet und ermöglichte den Zugang zur Kirche. 1491 erhielt [Druckseite XVIII] die Aachener Muttergottes-Bruderschaft vom Stiftskapitel die Erlaubnis, ihre Mitglieder in dieser offenen Laube zu bestatten.68) 1772 wurde das Untergeschoß zugemauert und dient seitdem ebenfalls als Sakristei. Die Annakapelle wurde 1862–1872 restauriert, wobei man die Vermauerung der unteren Bögen in gotischen Formen erneuerte.69)

Der Kapellenkranz um das karolingische Sechzehneck endet mit der Ungarischen Kapelle, deren erster Bau auf die Regierungszeit Ludwigs I. von Ungarn zurückgeht (1342–1382). Der Grund für die Stiftung der Kapelle war die große Anzahl ungarischer Pilger, die an der Aachener Heiligtumsfahrt teilnahmen und deren Betreuung durch ungarische Geistliche gewährleistet werden sollte.70) 1366 werden die Rektoren der Kapelle erstmals urkundlich erwähnt,71) und eine abschriftlich überlieferte Bauinschrift vermeldet ihre Stiftung für das Jahr 1367 (Nr. 41). Die gotische Kapelle wurde beim Stadtbrand 1656 stark beschädigt. Mitte des 18. Jh. faßte man ihren Neubau in barockem Stil ins Auge, der 1767 weitgehend fertiggestellt war.72)

Eine Reihe weiterer Kapellen, die in ihrer Mehrzahl als Begräbnisstätten dienten, war im 13. Jh. in das karolingische Atrium eingebaut worden.73) Im Stadtbrand 1656 schwer beschädigt, wurden sie 1730 ganz niedergerissen. Ebenfalls im Bereich des Atriums, aber nicht in dieses integriert, befand sich die romanische Johannes- oder Taufkapelle, deren barocker, 1766 fertiggestellter Nachfolgebau bis heute erhalten ist.74)

Vermutlich auf Initiative Philipps von Schwaben, der von 1189–1190 und 1191–1193 Propst des Marienstiftes war,75) wurde nordwestlich der Kirche der romanische Kreuzgang errichtet.76) Ende des 15. Jh. begannen die Arbeiten an einem gotischen Kreuzgang77), dessen Nord- und Ostflügel im Stadtbrand 1656 vollständig zerstört wurde.78) Dem Zweiten Weltkrieg fielen der Westflügel und Teile des Südflügels zum Opfer.79) Bei den Wiederaufbauarbeiten nach dem Zweiten Weltkrieg wurden verschiedene Inschriftensteine als Spolien in die Südmauer des Kreuzgangs eingefügt (Nr. 1, 37, 93, 98, 101–104).

Der große Stadtbrand am 2. Mai 1656 verschonte also auch die Marienkirche nicht. Allerdings waren die Schäden nicht so verheerend, wie ein Augenzeugenbericht glauben macht, nach welchem „die weitberühmte Basilica B. Mariae Virginis, oder unser Liebe frawe Münster mit ihren Klocken, Zierath, samt beyde Thüren bis auffs Mauerwerk ist abgebrand“.80) Die Dächer des Oktogons, des Chores und der Kapellen sowie der Turmhelm wurden zerstört, der obere Teil des Turmes mußte erneuert werden.81) Das Mauerwerk selbst jedoch blieb unversehrt, und es gelang, die Reliquien rechtzeitig auf einer Insel im Teich des Kapuzinerklosters in Sicherheit zu bringen.

Im Zweiten Weltkrieg kamen neben dem Kreuzgang die Dächer und die Verglasung verschiedener Bauteile und zum Dombereich gehöriger Gebäude zu Schaden.82) Ein Großteil des Kirchenbaus wurde [Druckseite XIX] nicht oder nur leicht beschädigt, die Kunstschätze konnten durch Umbauung oder Flüchtung gerettet werden.

3.2. Marienkirche und Marienstift

Karl der Große ließ die „basilica sanctae Dei genitricis83) Aquisgrani opere mirabili constructa“ – so Einhard84) – gegen Ende des 8. Jh. erbauen (vgl. Nr. 6).85) Die Forschung über die Funktion der neuerrichteten Marienkirche hat durch die Arbeiten Falkensteins86) in jüngerer Zeit neue Anstöße erhalten. In der älteren Literatur wird allgemein die Auffassung vertreten, die Kirche sei als Pfalzkapelle gegründet worden und habe vor allem der Aufnahme der dinglichen capella des Königs gedient;87) erst später – aber noch vor 87088) – sei an ihr ein Kanonikerstift eingerichtet worden. Falkenstein hingegen ist der Ansicht, daß die Kirche von Beginn an Stifts- und Pfarrkirche, nicht aber Pfalzkapelle war. Er stützt seine Argumentation zugunsten einer Stiftsgründung schon durch Karl den Großen einerseits auf vermögensrechtliche Argumente,89) andererseits auf die Funktion der Kirche für das Totengedächtnis des Kaisers. Diplome Lothars I.90) und Karls des Kahlen91) unterstreichen die Aufgabe, die die Aachener Kirche hinsichtlich des Gebetsgedenkens für Karl den Großen zu erfüllen hatte.92) Der liturgische Dienst am Grabe eines verstorbenen Herrschers wurde aber üblicherweise von einer Mönchs- oder Klerikergemeinschaft wahrgenommen, die an der betreffenden Grabkirche bestand.93) Falkenstein schließt daraus, daß es auch an der Marienkirche in Aachen von Beginn an eine ortsfeste Klerikergemeinschaft gab, zumal die Narratio eines Diploms Karls des Kahlen für Compiègne von 877 ebendies überliefert94). Seine Überlegungen werden durch Quellen gestützt, die bereits für die Zeit Karls des Großen auf kirchliches Eigenvermögen im Bereich des Fiskus Aachen schließen lassen95) und für die Regierungszeit Ludwigs des Frommen die Schenkung von Fernbesitz in Traben belegen.96) Fleckenstein97) und Schieffer98) räumen die Notwendigkeit einer Neudatierung der Stiftsgründung ein. Gegen eine Datierung in die Zeit Karls des Großen wendet Schieffer jedoch ein, daß erst der Fernbesitz den vermögensrechtlichen Unterschied zwischen einer beliebigen Eigenkirche und einem Stift ausmacht und die besitzgeschichtliche Spur deshalb bislang nicht über die Zeit Ludwigs des Frommen zurückführt.99) Da die Institution des Kanonikerstiftes allgemein durch die Aachener Synode von 816 neuen Auftrieb und einen festen Rahmen und zudem ein Klerikerverband an der Aachener Marienkirche mit dem Totengedenken Karls des Großen seit 814 eine wichtige liturgische Aufgabe erhalten hatte, hält [Druckseite XX] Schieffer es für denkbar, daß erst unter Ludwig dem Frommen eine Stiftsgemeinschaft an der Marienkirche etabliert worden ist.100)

Die Frage nach dem Zeitpunkt der Stiftsgründung ist verbunden mit der Frage nach der Bedeutung, die die Marienkirche für die Hofkapelle Karls des Großen besaß. Fleckenstein sieht die Kirche in erster Linie als Pfalzkapelle, die der Aufnahme der personalen und dinglichen capella des Kaisers diente101) und erst in zweiter Linie andere Aufgaben zu erfüllen hatte, etwa die eines Stiftes oder einer Fiskalkirche102). Falkenstein gelangt in der Auseinandersetzung mit den Quellen, die Fleckenstein und andere für ihre These heranziehen, zu der Überzeugung, daß Marienkirche und Hofkapelle institutionell und räumlich völlig voneinander getrennt waren.103) Schieffer nimmt in dieser Frage insofern eine Zwischenposition ein, als er eine Nutzung der Marienkirche als Gottesdienstraum der Hofkapelle und Aufbewahrungsort der dinglichen capella während der Aufenthalte des Hofes in Aachen vermutet, zugleich aber die Existenz einer ortsfesten Klerikergemeinschaft nicht ausschließt.104)

Geht man also in der Forschung seit den Untersuchungen Falkensteins allgemein davon aus, daß das Aachener Kanonikerstift früher gegründet wurde als bislang angenommen, hat sich hinsichtlich des Verhältnisses zwischen der Marienkirche und der Hofkapelle noch keine einheitliche Forschungsmeinung gebildet.

Hingegen blieb Falkensteins Schlußfolgerung, daß die Marienkirche von einer älteren, an gleicher Stelle errichteten Vorgängerkirche105) von Beginn an die Funktion einer königlichen Fiskalkirche mit seelsorgerischen Aufgaben übernommen hat,106) weitgehend unwidersprochen.107) Selbst nachdem einige Pfarraufgaben an jüngere Kirchen der Stadt (etwa an die benachbarte Foillanskirche) übergegangen waren, blieb doch das Taufrecht als Ausdruck der Pfarreigenschaft bei der Marienkirche.108) Zur Ausbildung selbständiger, von der Marienkirche unabhängiger Pfarren ist es in Aachen bis zum Ende des Alten Reiches nicht gekommen.

Die Zahl der Kanoniker am Marienstift ist für die Frühzeit nicht gesichert. Falkenstein vermutet mit guten Gründen, daß die Gemeinschaft zunächst nur aus zwölf Kanonikern bestand,109) deren Zahl durch Otto III. verdoppelt wurde.110) Im Spätmittelalter war der Konvent auf 40 Kanoniker angewachsen.111) Das Stift wurde von einem Vorsteher geleitet, der bis zum 10. Jh. als abbas, dann im allgemeinen als Propst (praepositus) bezeichnet wurde.112) Da der Propst sich räumlich wie institutionell zunehmend vom Stiftskapitel entfernte, gingen die ursprünglich von ihm wahrgenommenen Aufgaben allmählich auf den Dechanten über.113)

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften | DI 31, Nr. 102 - Dom, Kreuzgang (früher Dechanei) - vor 1541 | Nr. 102, Abb. 1

Unter den Dechanten des Marienstifts nimmt Johannes Schönrad (1520–1541) nicht nur aufgrund seiner engen Beziehungen zum apostolischen Stuhl und seiner humanistischen Neigungen eine besondere Stellung ein (vgl. Nr. 93), sondern er ist auch inschriftlich am besten belegt: Mehrere Tür- und [Druckseite XXI] Fensterstürze der unter ihm neu errichteten Dechaneigebäude tragen seinen Namen (vgl. Nr. 93, 95, 98, 101–104), und er ist auch der Auftraggeber der 1535 gegossenen Johannesglocke (Nr. 100).

Sein Grab in der Nikolauskapelle114) ist heute nicht mehr nachweisbar. Hingegen ist eine Anzahl von Grabplatten und Epitaphien von Stiftskanonikern erhalten, die die archivalische Überlieferung hinsichtlich der persönlichen Lebensdaten und familiären Herkunft der Kanoniker ergänzen und überdies mitunter aufschlußreiche Einblicke in deren Selbstverständnis gewähren (vgl. besonders Nr. 132 und unten S. XXIXff.).

3.3. Die Marienkirche und die deutschen Herrscher

Die Aachener Pfalz und die Marienkirche nahmen durch die häufigen Aufenthalte Karls des Großen in Aachen seit 794115) eine hervorragende Stellung ein. Nach dem Tode Karls fand dies in der Entscheidung Ausdruck, den Herrscher in der Aachener Marienkirche beizusetzen116), da man überzeugt war, „nusquam eum honestius tumulari posse quam in ea basilica, quam ipse ... construxit117). Die schriftliche Überlieferung verschweigt allerdings den genauen Ort der Grabstätte, und auch wiederholte Grabungen im Bereich der Marienkirche konnten ihn nicht sicher nachweisen (vgl. Nr. 9).118)

Karl der Große ist für die Herrscher des ostfränkischen bzw. deutschen Reiches über Jahrhunderte hinweg Leitbild geblieben. Diese Kontinuität manifestierte sich u. a. in der seit Otto I. üblichen Krönung der deutschen Könige in der Marienkirche,119) in deren zeremoniellen Ablauf die Thronsetzung auf den als „sedes Karoli“ bezeichneten Königsstuhl (vgl. Nr. 122) im Hochmünster eingebettet war.120)

Vor allem diejenigen unter den deutschen Königen, deren Herrschaftsauffassung in besonderem Maße in dem Bewußtsein gründete, Nachfolger Karls des Großen zu sein, betrachteten Aachen und gerade die Marienkirche als Kristallisationspunkt karolingischer Tradition. Sie wurden zu bedeutenden Förderern der liturgischen Verehrung Karls des Großen.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften | DI 31, Nr. 24 - Dom, Schatzkammer - um 1165 | Nr. 24, Abb. 2

Besondere Verehrung erfuhr Karl der Große durch Otto III.121), der die Öffnung des Karlsgrabes veranlaßte. Da er den Ort des Grabes nicht kannte, ließ er an der Stelle, wo er es vermutete, den Boden öffnen und graben und stieß tatsächlich auf die Grabstätte des großen Karl.122) Otto selbst stieg in die Grabkammer hinab, kleidete den Toten neu an und entnahm bei dieser Gelegenheit den sog. Talisman Karls des Großen und ein Kreuz, die beide am Hals des Kaisers hingen (vgl. Nr. 24).123) Die Schilderung dieser Episode ist durch die Verwendung mehrerer Topoi geprägt124), zu denen auch die Suche nach dem Grab gehören mag125). Jedenfalls hat sich die Überlieferung, Karl der Große habe in seinem Grab auf einem Thron gesessen126), als mit den Grabungsergebnissen unvereinbar und sicherlich unhistorisch erwiesen.127) [Druckseite XXII] Auch die Gebeine Ottos III. wurden auf seinen Wunsch in Aachen und damit in der Nähe des verehrten Vorgängers bestattet (vgl. Nr. 18).128)

Der Nachfolger Ottos III., Heinrich II., gründete in Aachen das Adalbertstift und das Kloster St. Nikolaus,129) wo auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin der Gottesdienst „in memoriam magni Karoli seniorisque mei tercii Ottonis“ gefeiert werden sollte.130) Seiner Wertschätzung für die Marienkirche gab er durch die Stiftung eines prächtig geschmückten Ambos (Nr. 19) Ausdruck.

Friedrich Barbarossa veranlaßte die Erhebung der Gebeine Karls des Großen und seine Kanonisation am 29. Dezember 1165.131) Der Staufer stiftete der Aachener Marienkirche nicht nur ein Reliquiar für einen Armknochen Karls (Nr. 25), sondern mit dem prächtigen Radleuchter im Oktogon (Nr. 28) eines der bedeutendsten Ausstattungsstücke der Kirche. Sein Sohn, Philipp von Schwaben, war zeitweise Propst des Marienstiftes.132) Auf seine Initiative geht vermutlich die Errichtung des romanischen Kreuzganges zurück.133)

Auch Friedrich II. fühlte sich mit Aachen in besonderem Maße verbunden. In seiner Anwesenheit fand 1215 die Übertragung der Gebeine Karls des Großen in den Karlsschrein statt, und nach Angabe der Chronik des Reinerus von Lüttich war es der König selbst, der den Schrein mit dem letzten Nagel verschloß.134) Der Karlsschrein wurde „in choro ecclesie beate Marie virginis gloriose versus altare summum eiusdem virginis gloriose“ aufgestellt,135) bis er nach der Fertigstellung des gotischen Chores dort seinen Platz fand.136) Friedrich II. stellte dem Marienstift mehrere Urkunden aus, darunter eine, die die Verwendung bestimmter Einnahmen für Instandhaltungs- und Restaurierungsarbeiten an Kirche und Kirchenschatz verfügte.137)

Einen erneuten Höhepunkt erreichte die Karlsverehrung der deutschen Herrscher unter Karl IV.,138) der vielleicht als Stifter des Karlsreliquiars (Nr. 46) und des Rahmens der Lukasmadonna (Nr. 49) sowie mehrerer weiterer Stücke aus dem Domschatz zu betrachten ist.139)

Jedoch nicht nur die deutschen, auch die französischen Könige erwiesen dem fränkischen Herrscher ihre Verehrung.140) Karl V. führte die liturgische Verehrung Karls des Großen am französischen Hof ein.141) Ludwig XI. von Frankreich schenkte 1481, wie schon Friedrich I., der Marienkirche ein Reliquiar für einen Arm Karls des Großen.142) Im 15. Jh. ist erstmals bezeugt, daß die französischen Herrscher nach ihrer Krönung zum Gedenken an Karl den Großen ein gesticktes Anniversartuch nach Aachen schickten.143) [Druckseite XXIII]

3.4. Reliquien- und Wallfahrtswesen

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften | DI 31, Nr. 2 - Dom, Schatzkammer - 7. Jh.? | Nr. 2, Abb. 1

Neben liturgischem Gerät im engeren Sinne stattete Karl der Große die Marienkirche auch mit Reliquien aus,144) die seiner dinglichen capella entstammten.145) Darunter mögen sich bereits einige Reliquien fränkischer Heiliger, etwa der Heiligen Germanus (vgl. Nr. 2) und Martial (vgl. Nr. 3), befunden haben, die noch heute zum Domschatz gehören.

Erste, allerdings vorsichtig zu ziehende Rückschlüsse auf die Zusammensetzung des Reliquienschatzes in der Frühzeit ermöglicht eine von Angilbert, dem Laienabt von St. Riquier (Centula), zu Beginn des 9. Jh. erstellte Auflistung der Reliquien, die er nach eigenen Angaben von Karl dem Großen erhalten hatte.146) Zwischen diesem Verzeichnis und dem Reliquienbestand der Aachener Marienkirche lassen sich deutliche Übereinstimmungen feststellen.147) Für einige der Reliquien, die sowohl zu Beginn des 9. Jh. in St. Riquier als auch später in Aachen nachweisbar sind, darf man eine gemeinsame Herkunft aus der dinglichen capella Karls des Großen vermuten, zumindest sofern es sich um Partikel von Heiligen handelt, deren Verehrung weniger verbreitet war.148)

Eine erste zuverlässige Übersicht über den Reliquienbestand des Marienstifts gibt ein Verzeichnis, das in zwei Abschriften vom Ende des 12. Jh. vorliegt.149) Schiffers führt es auf eine verlorene karolingische Vorlage zurück.150)

Im Jahre 1239 erstellten Dechant und Kapitel des Marienstifts eine Liste der Reliquien, die 1238 dem alten Marienschrein entnommen worden waren.151)

Eine herausragende Bedeutung unter den Reliquien kommt den sog. vier „großen“ und drei „kleinen“ Heiligtümern zu. Die „großen“ Heiligtümer152) – das Marienkleid, die Windeln und das Lendentuch Jesu sowie das Enthauptungstuch Johannes' des Täufers – werden neben zahlreichen anderen Reliquien in dem 1239 fertiggestellten Marienschrein (vgl. Nr. 35) aufbewahrt. Gesonderte Reliquiare beherbergen die drei „kleinen“ Heiligtümer: einen ledernen Gürtel und ein Stück vom Geißelstrick Christi sowie einen Stoffgürtel Mariens.

Die sieben Heiligtümer bildeten den Hauptanziehungspunkt für die Pilger. Wallfahrten nach Aachen sind bereits für das 10. Jh. bezeugt153) und nahmen spätestens seit dem 12. Jh. erhebliche Ausmaße an154), ohne jedoch bereits die organisatorisch festgefügte Form der späteren siebenjährlichen Heiligtumsfahrt mit Zeigung der Reliquien zu besitzen. Diese setzt nämlich die Kenntnis von den großen Heiligtümern voraus, die nach urkundlichem Zeugnis erst 1238 bei der Öffnung des alten Marienschreins wiederaufgefunden wurden.155) Die Einhaltung eines Siebenjahresturnus läßt sich seit 1349 nachweisen.156)

[Druckseite XXIV] Das erste urkundliche Zeugnis für die Zeigung der großen Heiligtümer während einer Heiligtumsfahrt stammt aus dem Jahre 1312.157) Bereits 1328 wird jedoch die Reliquienzeigung erwähnt, „prout ab olim fieri est consuetum“.158) Während die Heiligtümer zunächst im Innenraum der Kirche zur Schau gestellt wurden,159) ging man spätestens in der ersten Hälfte des 14. Jh. zur Zeigung vom Kirchturm aus über, die – eingeschränkt – bis heute üblich ist.160)

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften | DI 31, Nr. 43 - Dom, Schatzkammer - nach 1370? | Nr. 43, Abb. 1

Das 14. und 15. Jh. brachte den Höhepunkt in der Entwicklung der Aachenfahrt.160) Neben Pilgern aus allen Teilen des deutschen Reiches nahmen zahlreiche Wallfahrer aus anderen Ländern daran teil.161) Unter ihnen bildeten die Ungarn und die Böhmen eine besonders große und bedeutende Gruppe. 1362 stiftete Karl IV. den Wenzelsaltar, dessen böhmischer Priester die geistliche Betreuung der Wallfahrer aus seiner Heimat übernehmen sollte.162) Wenige Jahre später wurde die von König Ludwig I. von Ungarn gestiftete Ungarische Kapelle an der Marienkirche geweiht, die vor allem den zahlreichen ungarischen Pilgern zur Verfügung stehen sollte.163) Zu ihrer Ausstattung gehörten nicht nur liturgische Gerätschaften und Paramente (vgl. Nr. 43), sondern auch drei Reliquienostensorien mit den Reliquien ungarischer Heiliger (vgl. Nr. 39, 40).164) 1495 stifteten auch slowenische Pilger einen bepfründeten Altar, an dem Gottesdienst in slowenischer Sprache gehalten wurde.165)

Während die deutschen und französischen Könige die Marienkirche, wie gesehen166), als örtlichen Anknüpfungspunkt an die karolingische Tradition betrachteten, stand bei Königen und hohen Adeligen anderer Länder und Gebiete die Teilnahme an der Heiligtumsfahrt im Vordergrund, die sie zum Anlaß für teilweise großzügige Schenkungen nahmen. Unter den Stiftern befanden sich König Ludwig I. von Ungarn (Nr. 39–41, 43), Margarethe von York, die Gemahlin Karls des Kühnen von Burgund (vgl. Nr. 66), die Statthalterin der spanischen Niederlande, Isabella Clara Eugenia (Nr. 131), sowie König Philipp IV. von Spanien (Nr. 133).

3.5. Die Marienkirche und die Stadt Aachen

Verbindungen zwischen dem vicus bzw. der Stadtgemeinde Aachen und der Marienkirche ergaben sich nicht nur aus deren Funktion als Pfarrkirche, sondern erwuchsen auch aus der speziellen historischen Situation von Stadt und Stift.167) Das um 1158 gefälschte, 1166 durch Friedrich I. bestätigte Karlsprivileg168) verfügt, daß „in templo eodem regia sedes locaretur et locus regalis et caput Gallie trans Alpes haberetur.169) Es ist die Marienkirche, nicht die Stadt Aachen, der damit eine herausgehobene Stellung als „Vorort“ zugestanden wird, und erst im Laufe der Zeit wird dieser Anspruch auf die Stadt übertragen.170) Die Stellung Aachens im Reich, seine Rolle als „Hauptstadt“, leitete sich also von der regia sedes [Druckseite XXV] ab, dem Königsthron in der Marienkirche, der mithin für die Entstehung und das Selbstverständnis der Stadtgemeinde von hervorragender Bedeutung war.171) Die größere Bedeutung des Stifts im Vergleich zur Stadt kommt auch darin zum Ausdruck, daß das von der Stadt genutzte sogenannte Karlssiegel bis 1273 vom Stiftskapitel verwahrt wurde.172)

Im späten Mittelalter kam es wiederholt zu Auseinandersetzungen zwischen Stadt und Stift, die sich an Fragen der Immunitätsgrenzen entzündeten.173)

Seit dem 15. Jh. besaß die Stadt ein verbrieftes Mitbewahrungsrecht an den Heiligtümern.174) Es findet bis heute darin Ausdruck, daß der Marienschrein nur in Anwesenheit städtischer Vertreter geöffnet und wieder verschlossen werden darf, wie es zur Entnahme der Reliquien anläßlich jeder Heiligtumsfahrt geschieht. Der Schlüssel zum Schloß des Schreines wird halbiert und jeweils eine Hälfte dem Stifts- bzw. Domkapitel und der Stadt zur Aufbewahrung übergeben.

Ein weiteres Recht der Stadt, das die Zuständigkeit des Stiftskapitels einschränkte, ergab sich indirekt aus der Aachenfahrt. König Ludwig I. von Ungarn, der die Ungarische Kapelle an der Marienkirche zur geistlichen Betreuung der ungarischen Wallfahrer gestiftet hatte (vgl. Nr. 41), übergab sie 1370 „magistris civium, scabinis ac iuratis“ der Stadt, die mit ihrer Verwaltung betraut wurden.175) Die Kapelle und ihre Ausstattung blieb somit dem Einfluß des Stiftskapitels entzogen.

3.6. Die Schatzkammer

Es ist nicht bekannt, wo die liturgischen Gerätschaften, Bücher und Gewänder der Marienkirche in früh- und hochmittelalterlicher Zeit aufbewahrt wurden. Dasselbe gilt für die Reliquien, sofern sie nicht im Karlsschrein, im alten oder in dem 1239 fertiggestellten Marienschrein verschlossen waren. Erst für das 15. Jh. ist die Existenz eines Reliquien- und Schatzschrankes belegt (vgl. Nr. 81), der in der als Sakristei genutzten Matthiaskapelle stand.176) Er wurde Mitte des 19. Jh. auseinandergenommen und durch einen neu angefertigten Schrank ersetzt. 1794 wurde der Kirchenschatz vor den heranrückenden französischen Truppen nach Paderborn geflüchtet und gelangte erst zehn Jahre später wieder nach Aachen zurück.177) In den Jahren 1873 bis 1881 fand er seinen Platz in der Karlskapelle, die sich jedoch als klimatisch ungeeignet erwies.178) Der Schatz wurde deshalb 1881 in die Ungarische Kapelle verbracht und dort in Schränken verschlossen. Um einen Ausgleich für die mangelnde Zugänglichkeit des Kirchenschatzes zu schaffen, wurde 1909 während der Heiligtumsfahrt im Kreuzgang eine Ausstellung der Schatzstücke veranstaltet.179) Angesichts der Kriegsereignisse brachte man den Kirchenschatz 1918 zunächst in die Armseelenkapelle und lagerte ihn schließlich wiederum nach Paderborn aus, von wo er 1922 nach Aachen rückgeführt wurde.180) Die Armseelenkapelle wurde zur Schatzkammer ausgebaut, die 1931 fertiggestellt wurde. 1975 bis 1979 wurde an der Westseite des Kreuzganges eine moderne Schatzkammer mit Museumscharakter neu errichtet und ausgestattet.

Neben den kriegerischen Ereignissen des 20. Jh. bedeutete vor allem die Zeit der französischen Herrschaft eine Gefährdung für den Bestand des Domschatzes. Das Reichsevangeliar (vgl. Nr. 86), der sogenannte Säbel Karls des Großen181) und die Stephansburse (Nr. 10), die 1794 mit dem restlichen Schatz aus Aachen geflüchtet worden waren, wurden auf Veranlassung Kaiser Franz II. von diesem getrennt und 1801 nach Wien verbracht.182) Bis heute befinden sie sich dort in der Weltlichen Schatzkammer. Die Stadt Aachen besitzt lediglich Kopien, die heute im sogenannten Krönungssaal des Rathauses aufbewahrt werden.

[Druckseite XXVI] Im Sommer 1804 schenkte der erste Aachener Bischof, Marc Anton Berdolet, der Kaiserin Josephine, die sich zu einem Besuch in Aachen aufhielt, mehrere Stücke des Domschatzes. Neben einigen Reliquienpartikeln befanden sich darunter der sog. Talisman Karls des Großen183) und die Lukasmadonna (Nr. 49), die Otto III. der Überlieferung zufolge dem Karlsgrab entnommen haben soll.184) Die Stücke gelangten an verschiedene Erben Josephines und wurden in alle Welt zerstreut, so daß ihre Herkunft aus dem Aachener Domschatz in einigen Fällen nur schwer nachweisbar ist.185)

4. INSCHRIFTENTRÄGER

4.1. Grabschriften

4.1.1. Überlieferung

Im Verhältnis zu den bislang im Rahmen des Deutschen Inschriftenwerkes bearbeiteten Inschriftenbeständen machen die Grabinschriften sowohl des Domes wie auch des übrigen Aachener Stadtgebietes (vgl. DI Aachen/Stadt) nur einen verhältnismäßig kleinen Teil des Gesamtbestandes aus. Mit 31 überlieferten Grabplatten und Epitaphien beläuft sich der Anteil der Inschriftenträger mit Inschriften des Totengedenkens im Dom auf lediglich 22 Prozent.186)

Das sagt jedoch wenig über die Zahl der ursprünglich vorhandenen Grabinschriften aus. Zum einen nämlich sind einige der heute noch im Bereich der Kirche befindlichen Grabplatten so abgetreten, daß sie auch keine noch so bruchstückhafte Lesung der Inschriften mehr erlauben. Zum anderen ist zu berücksichtigen, daß eine unbekannte, aber sicherlich nicht gering anzusetzende Zahl von Grabplatten und auch Epitaphien im Laufe der Jahrhunderte verlorengegangen sein wird, ohne zuvor abgeschrieben oder abgezeichnet worden zu sein. Hinweise darauf geben uns etwa testamentarische Erwähnungen bereits vorbereiteter Grabstätten von Stiftskanonikern wie der des Dechanten Johannes Schönrad, der „in sacello divi Nicolai ... in sepulchro ibidem per me preparato“ bestattet zu werden wünschte.187) An der Berücksichtigung dieser Verfügung des wenig später Verstorbenen kann wohl kaum gezweifelt werden, ohne daß sich die Grabstätte des Dechanten aber heute noch nachweisen ließe. Ebenfalls nicht mehr feststellbar sind Ort und Text des Epitaphs, das zum Gedenken an den Stiftskanoniker Leonard Priccard angefertigt wurde und dessen Existenz durch die Kapitelsprotokolle bezeugt wird.188)

Wenn also die Grabinschriften der Stiftskanoniker und selbst der Dignitäre nur zu einem – vermutlich geringeren – Teil überliefert sind, so gilt dies um so mehr für die Inschriften auf Gräbern von Laien, sofern diese überhaupt durch eine beschriftete Platte gekennzeichnet waren. Aus der Zeit bis 1656 hat sich nur die Grabplatte eines ritterlichen Laien erhalten, deren Fundort aber nicht mit dem Bestattungsort identisch ist (vgl. Nr. 69).189) Neben der wünschenswerten Dichte fehlt es auch an einer Kontinuität der Überlieferung. Auf jeweils nur eine Grabschrift des 9., 11. und 13. Jh. (wobei von der Inschrift des 13. nur eine Neuanfertigung des 14. Jh. erhalten ist, Nr. 36) folgen drei Grabschriften des 14., sieben des 15., zehn des 16. und sechs aus der ersten Hälfte des 17. Jh. Für das 10. und das 12. Jh. ist überhaupt keine Grabschrift belegt.190)

[Druckseite XXVII] Die insgesamt magere Überlieferung von Inschriften steht in deutlichem Gegensatz zur Vielzahl der Begräbnisstätten, die im Bereich der Marienkirche nachweisbar sind.

Südlich der Kirche auf dem heutigen Münsterplatz befand sich der Friedhof, auf dem die meisten Aachener Bürger beigesetzt wurden.191) Ein weiterer kleiner Friedhof bestand im 13. und 14. Jh. nordöstlich der Marienkirche.192) Auf dem Parvisch (parvisius) oder „kleinen Kirchhof“, dem heutigen Domhof westlich der Kirche, fanden begüterte Laien und niedere Geistliche die letzte Ruhe.193)

Neben diesen Friedhöfen innerhalb der Stiftsimmunität194) wurde der Kirchenraum selbst, besonders eine Reihe von Kapellen, für Beisetzungen genutzt. In der Allerseelenkapelle wurden nur Geistliche, in der Ägidiuskapelle auch Laien bestattet.195) Seit dem 13. Jh. dienten auch die meisten Kapellen des Atriums als Begräbnisstätte: Antonius-, Servatius-, Barbara- und Martinskapelle an der Südseite des Atriums wurden für Laien196), die Katharinakapelle an der nördlichen Seite für Laien und Kleriker, die Gregorkapelle nur für Kanoniker genutzt.197)

Im Jahre 1491 erhielt die Muttergottesbruderschaft gegen die jährliche Zahlung einer Geldsumme die Erlaubnis, ihre Toten unter der Annakapelle beizusetzen.198)

1910 wurden bei Ausgrabungen in der Vorhalle auch dort Spuren einer Bestattungstradition von der karolingischen bis in die Barockzeit festgestellt.199) Unter den freigelegten Grabanlagen befand sich die des Aachener Bürgermeisters Gerhard Chorus (Nr. 42). Das Grab Ottos III. kann aufgrund der Grabungsergebnisse in Verbindung mit den Angaben in den erzählenden Quellen im östlichen Teil des Umgangs vermutet werden (Nr. 18).200) Unsicher ist die Lage des Grabes Karls des Großen, die seit dem 19. Jh. in der Forschung kontrovers diskutiert wird (vgl. Nr. 9).

Zahlreiche Kanoniker des Marienstifts (vorwiegend Angehörige der hohen Stiftsgeistlichkeit) wurden vor bzw. in der Nikolauskapelle beigesetzt. Das mittlere Aachener Totenbuch, das wohl 1239 begonnen wurde und Einträge bis 1331 enthält,201) belegt 22 Bestattungen „ante Sanctum Nicolaum“.202) Nur Propst Gerhard von Nassau († 1311) wurde nach dieser Quelle „apud altare Sancti Nicolai“ begraben.203) Erst nach der Errichtung eines Kapellenneubaus in gotischem Stil in der zweiten Hälfte des 15. Jh.204) wurde es üblich, die Stiftsgeistlichen im Kapellenraum zu bestatten. Im Zuge des Neubaus der Nikolauskapelle wurden einige Grabplatten des 14. und 15. Jh. in deren Bodenbelag integriert (vgl. Nr. 36, 44, 45, 53, 55, 60),205) dabei aber teilweise zerstückelt und nicht oder falsch wieder zusammengesetzt.206)

[Druckseite XXVIII] Von den nur 31 Trägern mit Inschriften des Totengedenkens, die uns aus dem Dombereich überliefert sind, sind 25 erhalten.207) Mit Ausnahme der in der Taufkapelle aufgefundenen Platten handelt es sich dabei ausschließlich um die Kanonikergrabplatten und -epitaphien in der Nikolauskapelle.

Der Wunsch, in der Nikolauskapelle bestattet zu werden, bildet seit dem 16. Jh. einen festen, regelmäßig wiederkehrenden Bestandteil in den Testamenten der Stiftskanoniker.208) Nur wenige Kanoniker treffen eine andere209) oder gar keine Verfügung bzgl. ihres Begräbnisplatzes. Häufig beinhaltet das Testament genauere Angaben zur Lage oder Gestaltung der Grabstätte. So wünschte Adam de Pomerio († 1517), sein Grab im Eingang der Kapelle zu erhalten,210) Leonard Priccard († 1541)211) an einer gut sichtbaren Stelle in der Kapelle212). Rutger von Hoengen († 1588) wollte unter einer eigenen wappengeschmückten Platte bestattet werden, sofern dies ermöglicht werden könne.213) Dieser Zusatz deutet an, daß sich aus der Bestattungspraxis rasch ein Platzproblem ergab. Bereits im 16. Jh. soll der Boden der Nikolauskapelle vollkommen mit Grabplatten bedeckt gewesen sein.214) Es ist daher nicht überraschend, daß mehrere Stiftsherren testamentarisch ihre Beisetzung im Grab verwandter Kanoniker festlegten.215) So wurden im Grab des Arnold von Merode († 1487, vgl. Nr. 72) allein bis zum Ende des 16. Jh. mindestens vier Verwandte nachbestattet.216)

4.1.2. Gestaltung der Grabdenkmäler

Die Grabdenkmäler umfassen die Grabplatten und die Epitaphien, die nach Form und Funktion zu trennen sind. Erstere dienen als Deckplatte des Grabes und stehen daher mit diesem in einem unmittelbaren örtlichen Zusammenhang. Weniger eindeutig ist der Begriff ‚Epitaph‘, der in der Literatur- und in der Kunstwissenschaft mit unterschiedlichen Inhalten gefüllt wird.217)Die neuere deutsche Epigraphik sieht das entscheidende Kriterium zur Definition des Epitaphs in dessen hauptsächlicher Funktion, die darin besteht, unabhängig vom Bestattungsort das Andenken an den Verstorbenen zu bewahren.218) Der Text, der an den Toten erinnert, wird häufig, aber nicht zwangsläufig durch eine bildliche Darstellung ergänzt.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften | DI 31, Nr. 36 - Dom, Nikolauskapelle - 1261 / 3. Viertel 14. Jh. | Nr. 36, Abb. 1

Die Grabplatten der Nikolauskapelle bilden einen in Material und Gestaltung homogenen Bestand. Sie bestehen fast ausnahmslos aus Blaustein, einem Kalkstein, der in den nahegelegenen Steinbrüchen der Abtei Kornelimünster gewonnen wurde.219) Nur die Grabplatte des Helpricus (Nr. 36) wurde aus Marmor angefertigt. Häufig sind die Ecken mit den vier Ahnenwappen des Verstorbenen besetzt, in einigen Fällen trägt zudem die Plattenmitte eine Kartusche mit seinem (Voll)Wappen. Die Inschrift läuft meist zwischen eingehauenen Linien im Uhrzeigersinn um den Rand der Platte. Nur wenige Platten tragen die Inschrift nicht umlaufend, sondern zeilenweise in der Mitte angeordnet (Nr. 105, 129, 106, 108). Bei zwei Grabplatten wurde die Umschrift nicht einfach in den Stein eingehauen, sondern aus einem eingetieften Band erhaben herausgearbeitet (Nr. 83, 124). Die Platte des Gottfried von Vlodorp (Nr. 57) trägt als einzige in der Mitte eine figürliche Darstellung in Form einer Ritzzeich-[Druckseite XXIX]-nung, die den Verstorbenen wiedergibt. Die in anderen Gegenden sehr beliebten bildlichen Darstellungen auf Grabplatten220) waren in Aachen, soweit es sich anhand des erhaltenen Materials feststellen läßt, weitgehend ungebräuchlich.221) In einige der Grabplatten war eine Metallplatte mit Inschrift und bildlicher Darstellung eingelegt. Von diesen hat sich lediglich die Platte vom Grab des Heinrich von Imbermonte erhalten (Nr. 61), während die Gestaltung der anderen Metallauflagen nur der nichtoriginalen Überlieferung entnommen werden kann (Nr. 42, 106, 108).

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften | DI 31, Nr. 107 - Dom, Nikolauskapelle - 1559 | Nr. 107, Abb. 1

Die Epitaphien lassen sich ihrer Gestaltung nach in zwei Gruppen unterteilen, die zugleich verschiedenen Entstehungsperioden entsprechen. Bis zum Ende des 16. Jh. wurden schlichte Metalltafeln gefertigt, die eine Inschrift mit einer bildlichen Darstellung verbinden,222) wobei der Raum, den der Text einnimmt, den Bildteil deutlich an Umfang überwiegt. Eines der vier erhaltenen Epitaphien dieser Art zeigt in der unteren Hälfte einen ausgestreckt liegenden, verwesenden Leichnam, dem ein an die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens erinnernder Spruch beigegeben ist (Nr. 107). Die übrigen Tafeln (Nr. 72, 94, 109) tragen im oberen Teil eine szenische Darstellung mit der Muttergottes im Mittelpunkt, die von jeweils zwei Heiligen bzw. Engeln begleitet wird. Einer von diesen empfiehlt den vor ihr knienden Verstorbenen, der als Orant im Chormantel dargestellt ist.223) Während das obengenannte Epitaph das makabre Thema des „Erstarrten“224) und damit den Aspekt des körperlichen Verfalls nach dem Tode aufgreift, thematisieren die Szenen der drei anderen Tafeln das Weiterleben der Seele nach dem Tode. Unter der bildlichen Darstellung ist der Text der Inschrift zeilenweise angeordnet, die Buchstaben sind erhaben aus der Metallplatte herausgearbeitet.

Die Epitaphien sind Produkte der Aachener Metallindustrie, die ihre größte Blüte im 16. Jh. erlebte.225) Es mag nicht nur mit einem Wandel des Geschmacks, sondern auch mit dem Niedergang der Kupfer- und Messingindustrie zusammenhängen226), daß die Epitaphien des 17. Jh. nicht mehr aus Metall, sondern aus Stein bestehen (Nr. 115, 125, 132). Schon ihres größeren Ausmaßes und Gewichtes wegen sind sie fest in die Wand eingelassen. Die Relation zwischen Text und bildlicher Darstellung variiert bei den drei erhaltenen Stücken. Das Epitaph Tomberg (Nr. 125) trägt lediglich verschiedene Symbole der Vergänglichkeit sowie Attribute, die den Verstorbenen als Priester kennzeichnen. Auch der Text ist knapp gehalten und entspricht in Länge und Inhalt dem einer Grabplatte. Eine umfangreiche szenische Darstellung schmückt nur das Epitaph der Familie Brecht (Nr. 115), dessen obere Hälfte von einer Auferstehungsszene ausgefüllt wird. Bei den Epitaphien Brecht und Schrick (Nr. 132) wurde besonderer Wert darauf gelegt, den Text mit Hilfe wechselnder Zeilenlängen und Buchstabenhöhe optisch zu strukturieren. Alle drei Epitaphien tragen an den Seiten eine achtfache Ahnenprobe.

4.1.3. Form und Inhalt der Grabinschriften

Die überlieferten Grabinschriften des Aachener Domes sind durchweg in lateinischer Sprache227) und – mit Ausnahme eines Epitaphtextes (Nr. 115) – in Prosa abgefaßt.

Bei den Inschriften der Kanonikergrabplatten lassen sich zwei Aufbaumuster unterscheiden:

  1. Sterbedatum – Name des Verstorbenen – kirchliche Ämter – Fürbittformel,
  2. Grabbezeugung – Name des Verstorbenen – kirchliche Ämter – Sterbedatum – Fürbittformel.

Diese persönlichen Daten fanden auch Aufnahme in die Epitaphientexte, die stets das Todesdatum des Verstorbenen, dazu mehr oder weniger ausführlich seine kirchlichen Ämter und akademischen Grade, teilweise auch den Begräbnisort (Nr. 72, 107, 109) nennen und mit einer Fürbittformel schließen.

Das Todesdatum wird bis ins 16. Jh. hinein regelmäßig in der Form anno domini, Jahreszahl in lateinischen Ziffern, Monatsname und Monatstag überliefert.228) Lediglich die Grabschrift Karls des Großen trug die römische Tagesbezeichnung mit einer Indiktionsangabe (Nr. 9). Im 16. und 17. Jh. wird die bislang übliche Datierungsart im allgemeinen beibehalten, gelegentlich aber auch variiert und durch [Druckseite XXX] andere Formulierungen ergänzt. Neben der Formel anno domini werden anno Christi (Nr. 94, 132), anno a Christo nato (Nr. 109), anno a virgineo partu (Nr. 97) oder schlicht anno (Nr. 108) gewählt. Die Jahreszahl wird häufiger in arabischen Ziffern geschrieben (Nr. 74, 105–108, 125). Das Doppelepitaph des Johann und Jakob Brecht überliefert das Todesjahr der Verstorbenen in Form zweier Chronodistichen, die das Tagesdatum integrieren (Nr. 115). Auch das Sterbejahr des Albert Franz Schrick ist in Chronogrammform gefaßt (Nr. 132). Das Epitaph Schrick datiert besonders ausführlich, indem es den Sterbetag beider Stiftskanoniker zusätzlich zur üblichen Monats- und Tagesnennung229) jeweils durch die Angabe des Tagesheiligen bezeichnet.

Während das Ableben des Verstorbenen zumeist durch das einfache obiit angezeigt wird, wurden seit dem 16. Jh. gelegentlich dichterische Umschreibungen gewählt: rebus ab humanis exemtus (Nr. 94), fatis concesserunt (Nr. 106), obdormivit in Christo (Nr. 108), emigravit (Nr. 124) oder migravit pie ex hoc soeculo (Nr. 132).

Die Grabbezeugung ist meist recht knapp formuliert: hic iacet (vgl. Nr. 45) oder hic est sepultus (vgl. Nr. 74, 97, 105, 112, 120); in einigen Fällen gibt sie die Lage des Grabes genauer an (Nr. 106: sub hoc grandi lapide ... sepeliuntur; Nr. 108: ante hoc altare sepultum est). Das ist auch der Fall bei der verlorenen Grabschrift Karls des Großen (Nr. 9): Sub hoc conditorio situm est corpus....

Als Fürbittformel wurde am häufigsten (cuius anima) requiescat in pace gewählt (vgl. Nr. 36, 44, 57, 61, 74, 83, 97, 112). Im 16. Jh. wird die Sprache der Inschriften auf den Grabplatten variantenreicher, werden die Fürbitten ausführlicher.230) In einigen Fällen werden den Texten Bittsprüche ex persona des Verstorbenen hinzugefügt, die sich direkt an den Leser der Grabschrift wenden.231)

Wenn die Inschriften der Epitaphien auch inhaltliche und formularbezogene Gemeinsamkeiten mit denen der Grabplatten aufweisen, so unterscheiden sie sich von letzteren doch erheblich durch ihre Ausführlichkeit und weisen zugleich untereinander beachtliche Unterschiede auf.

Da das Gedenken an den Verstorbenen die eigentliche Funktion des Epitaphs darstellt, erhalten Vorzüge und Verdienste des Toten einen besonderen Stellenwert.232) Bei fünf von sieben erhaltenen Epitaphien des Aachener Domes beschränkt sich das Lob des Verstorbenen auf die typisierenden Epitheta venerabilis (Nr. 94, 107, 109), venerabilis, nobilis ac generosus (Nr. 72) oder reverendus et nobilis (Nr. 125). Diese Beiworte, die das ganze Mittelalter hindurch vielfach auf Kleriker bezogen wurden,233) blieben in Aachen auch im 16. und 17. Jh. geläufig. Weniger kurz faßt sich das Epitaph des Johann Brecht (Nr. 115), dessen panegyrischer Grundton mit der metrischen Form korrespondiert. Vor allem die vornehme Abkunft des (dem niederen Adel angehörenden) Verstorbenen wird hervorgehoben, der a praeclaris natalibus und nobilis ad multos ... avos sei.234) Von allen anderen Gedächtnisinschriften hebt sich die des Goswin Schrick hinsichtlich Inhalt und Ausführlichkeit der laus mortui ab (Nr. 132). Die eigenwillige Formulierung trägt weniger die Züge eines Lobes als die einer Charakterschilderung des Verstorbenen und bietet ein Höchstmaß an individueller Textgestaltung. So heißt es, Goswin Schrick habe den Stand des Kanonikers für gefährlich gehalten, sofern dieser nicht regelmäßig am Chordienst teilnehme und sich der Lektüre widme, und sei deshalb diesen Pflichten stets nachgekommen.235)

Die Funktion des Epitaphs beschränkt sich jedoch nicht in allen Fällen auf das Totengedächtnis. Zwei der Epitaphien beinhalten ausführliche Verfügungen zu Stiftungen des Verstorbenen (vgl. Nr. 72, 94). Der Sinn ihrer Aufnahme in die Gedächtnisinschrift liegt darin, diese Meß- und Altarstiftungen öffentlich zu machen und dadurch ihre Befolgung zu gewährleisten.236) Während die Grabschrift des Arnold von Merode (Nr. 72) dessen Stiftung lediglich in einem Satz erwähnt, machen die Erläuterungen zu den Dotationen des Kanonikers Johann Pollart den Großteil des recht umfangreichen Textes aus (Nr. 94). Die Inschrift verteilt sich auf zwei Metallplatten, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten hergestellt worden sind. Die erste, noch zu Pollarts Lebzeiten angefertigte Platte enthält [Druckseite XXXI] Informationen über eine Stiftung des Kanonikers, seinen Todestag sowie eine Fürbittformel. Ihr wurde – offenbar auf ausdrücklichen Wunsch des Verstorbenen – ein zweiter Teil hinzugefügt, der detaillierte Angaben zu einer weiteren Stiftung macht und wiederum mit einer Fürbitte abschließt. Die Ausführlichkeit und Genauigkeit der Angaben unterstreicht die rechtswahrende Funktion des Inschriftentextes.

Epitaphien bieten sich aufgrund ihrer äußeren Gestaltung und Anbringung wie auch aufgrund ihrer Funktion in stärkerem Maße als Grabplatten für eine freie künstlerische und sprachliche, ja literarische Gestaltung an. Der Bestand an Epitaphien im Aachener Dom ist allerdings zu gering, um sprachliche Entwicklungen festmachen zu können. Gleichwohl lassen sich aber in einigen Inschriften humanistische Einflüsse erkennen, die sich in Rückgriffen auf klassische Autoren, auf antikes Vokabular und Formular ausdrücken (vgl. Nr. 115, 132). Das trifft in besonderem Maße auf das Epitaph des Johannes Pollart zu, das neben der verbreiteten Formel Deo optimo maximo237) und dem weithin bekannten Ovid auch den weniger häufig gelesenen Quintilian rezipiert (Nr. 94).238)

4.2. Kirchenschatz

4.2.1. Reliquiare

Im Kirchenschatz der Marienkirche befinden sich insgesamt sechzehn Reliquienbehältnisse, die eine Inschrift tragen. Ihre Gestaltung reicht von der einfachen leinenen Stoffhülle (Nr. 2, 3, 12) und vom schmucklosen Holzkästchen (Nr. 4, 32) bis hin zu den reich ausgestalteten Schreinen des 12. und 13. Jh., die ein umfangreiches ikonographisches Programm erkennen lassen (Nr. 34, 35).

Dementsprechend vielfältig ist auch die äußere Gestaltung der Inschriften. Waren die Behältnisse lediglich zur Aufbewahrung der Reliquien, nicht aber zu deren Präsentation bestimmt, wurde die Inschrift einfach mit Tinte auf den Stoff oder das Holz geschrieben oder kunstlos in das Metall eingeschnitten (Nr. 16). Bei der Mehrzahl der Reliquiare handelt es sich jedoch um qualitätvolle Goldschmiedearbeiten, deren Inschriften kunstvoll getrieben, graviert oder in Email gearbeitet sind. Die Inschriften dienten dabei nicht nur der Informationsübermittlung, sondern zugleich der Ornamentierung. Besonders die emaillierten Inschriften fallen durch eine Vielzahl von Zierelementen und durch die Variation und Weiterentwicklung der Buchstabenformen auf.

Die Inschriften an Reliquiaren und Reliquienhüllen machen zumeist Angaben zum Inhalt, d. h. sie nennen die in dem entsprechenden Behältnis verwahrte(n) Reliquie(n), meist eingeleitet mit hic est bzw. hic sunt. Sie übernehmen damit die Formulierungen, die bereits für die frühchristlichen Reliquienauthentiken überliefert sind.239) Das gilt sowohl für die frühmittelalterlichen Reliquienhüllen aus Stoff und die schmucklosen kleinen Holzreliquiare als auch für die hoch- und spätmittelalterlichen Goldschmiedearbeiten.240)

Domkapitel Aachen | DI 31, Nr. 34 - Dom, Chor - nach 1182-1215 | Nr. 34, Abb. 2

Eine Ausnahme machen diesbezüglich die Stephansburse (Nr. 10), der Karls- und der Marienschrein (Nr. 34, 35), deren Inschriften sich nicht oder nicht ausschließlich auf die in ihnen aufbewahrten Reliquien beziehen. Die Beschriftung der beiden großen Schreine und des Armreliquiars orientiert sich vor allem an ihrem ikonographischen Programm. Den dargestellten Personen bzw. Heiligen sind Tituli241) beigegeben, die sich teilweise auf die bloße Nennung des Namens beschränken, teilweise aber auch in ausführlicheren Erläuterungen oder preisenden Versen abgefaßt sind.242) Auch die Umschriften der Dachreliefs am Karlsschrein, die die dargestellten Szenen erläutern, sind metrisch gefaßte Tituli.

Völlig aus dem Rahmen der übrigen Schreininschriften fällt hingegen die an den Langseiten des Karlsschreins angebrachte Urkundeninschrift, die einen Teil der Dispositio des unechten, aber von Friedrich I. bestätigten Privilegs Karls des Großen überliefert. Das ausgewählte Textstück betont die herausgehobene Stellung des Marienstiftes als „Vorort des Reiches“243), die von diesem auf die Stadt übertragen wurde.

[Druckseite XXXII]

4.2.2. Liturgisches Gerät
Domkapitel Aachen | DI 31, Nr. 20 - Dom, Schatzkammer - um 1020 | Nr. 20, Abb. 1

Zum Schatz der Marienkirche gehört weiterhin eine Vielzahl liturgischer Gerätschaften, von denen einige ebenfalls mit Inschriften versehen sind. Die Inschriften lassen sich in drei Gruppen unterteilen:

  • Beischriften zu bildlichen Darstellungen. Dazu gehören die Inschriften auf den beiden Buchdeckeln (Nr. 20, 86), dem Weihwassereimer (Nr. 22), dem Lotharkreuz (Nr. 11), auf einem der Kelche (Nr. 130) und (in Form eines liturgischen Textes) auf einem Kreismedaillon (Nr. 60).
  • Der Kreuztitulus oder der Name Jesu ohne Bezug auf eine bildliche Darstellung. Es handelt sich um Inschriften am Schaft bzw. am Nodus von Kelchen und Ostensorien (Nr. 39, 40, 68, 79, 92).
  • Stifterinschriften an zwei Kelchen, auf oder unter dem Fuß umlaufend (Nr. 92, 130).

Unter dem Gesichtspunkt des Zusammenhangs zwischen Inschrift und Träger sind besonders zwei der ältesten und herausragenden Stücke des Domschatzes von Interesse, das Lotharkreuz (Nr. 11) und der elfenbeinerne Weihwassereimer (Nr. 22). Beide tragen eine Inschrift, deren Bezug nicht unumstritten, für die Deutung und Datierung der Stücke aber von großer Bedeutung ist. Die Darstellung des Siegelstempels am Lotharkreuz hat in letzter Zeit eine Umdeutung zur Stifterdarstellung erfahren. Seine Umschrift leistet daher einen wesentlichen Beitrag zur Datierung des Kreuzes und zur Identifizierung des Stifters.

Im Falle des Weihwassereimers ist es die ikonographische Untersuchung, die die frühere Datierung des Stückes korrigiert und zu dem Ergebnis geführt hat, daß der dargestellte Herrscher (vermutlich Heinrich II.) und die bezeichnete Person (Otto [III.?]) nicht identisch sind. Die Beischriften sind mehrfach ohne Berücksichtigung ihrer Anbringung am Träger interpretiert worden. Ihre falsche Lesung hat sogar zu der unhaltbaren These geführt, Otto III. habe für sich einen Anspruch auf („Geblüts-“ oder „Amts-“) „Heiligkeit“ erhoben.

Unter schriftgeschichtlichem Aspekt sind diese frühen Stücke weniger aufschlußreich, weil sie nur kurze Inschriften mit einem wenig aussagekräftigen Buchstabenbestand tragen. In dieser Hinsicht sind der Buchdeckel des Reichsevangeliars (Nr. 86) und ein vom Stiftskanoniker Johannes Pollart gestifteter Kelch (Nr. 92) mit ihren Inschriften in frühhumanistischer Kapitalis ergiebiger, zumal sie als Werke des Hans von Reutlingen Rückschlüsse auf dessen Inschriftenstil zulassen.

4.2.3. Paramente

Im Dombesitz befindet sich ein umfangreicher Bestand liturgischer Gewänder. Die Borten einiger der Kaseln, Chormäntel, Dalmatiken oder Stolen sind durch gestickte oder gewebte Inschriften geschmückt.

Die Arbeiten entstanden fast ausnahmslos in Köln, wo die Bortenweberei im 15. und zu Beginn des 16. Jh. eine Blütezeit erlebte.244) Eine Sonderstellung nimmt die sog. Cappa Leonis ein (Nr. 52). Wenn auch die früher angenommene Datierung ins 13. Jh. nicht haltbar ist, so ist der Chormantel doch das älteste Stück unter den mit Inschriften versehenen Paramenten und zudem besonders prächtig verarbeitet.

Auch die Paramenteninschriften lassen sich in verschiedene Typen unterteilen:

  • Kreuztituli (Nr. 70, 76, 77, 78, 116). Die Häufigkeit ihres Vorkommens hängt mit den zahlreichen Kreuzigungsdarstellungen insbesondere auf Kaselrückenkreuzen, aber auch auf Chormantelschilden zusammen.
  • Beischriften zu bildlichen Darstellungen. Neben der erwähnten Cappa Leonis (Nr. 52) trug auch eine Kasel mit Darstellung der Wurzel Jesse auf dem Rückenkreuz Beischriften, die die Namen der dargestellten Könige überlieferten.245) Die Namen, die in Spruchbänder eingestickt waren, sind heute aber völlig unleserlich.
  • Bittsprüche auf Spruchbändern zu Stifterdarstellungen (Nr. 84, 87).
  • Stifterinschriften (Nr. 62).

Neben den Gewändern selbst sind die Schließen, die als Gewandschmuck dienen, mit Darstellungen und Inschriften verziert. Die ungarischen Wappenschilde (Nr. 43) und eine Chormantelschließe mit einer Darstellung der Verkündigung (Nr. 48) sind bedeutende Werke der spätmittelalterlichen Goldschmiedekunst. Beide tragen in Email eingelegte Inschriften. Eine weitere Verkündigungsdarstellung befindet sich auf einer etwas jüngeren Schließe mit eingravierter Inschrift (Nr. 54).

[Druckseite XXXIII]

4.2.4. Ausstattungsstücke
AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften | DI 31, Nr. 19 - Dom, Chor - 1002 - 1014 | Nr. 19, Abb. 1

Der Gesamteindruck des Kircheninnenraumes wird maßgeblich durch einige Objekte bestimmt, die zu den historisch und kunstgeschichtlich bedeutendsten Inschriftenträgern der Marienkirche gehören: der Pinienzapfen in der Domvorhalle (Nr. 13), die goldene Altartafel am (heutigen) Hauptaltar (Nr. 21), der Barbarossaleuchter im Oktogon (Nr. 28) sowie der Ambo Heinrichs II. (Nr. 19) – allesamt Werke der früh- und hochmittelalterlichen Goldschmiede- und Bronzekunst. Leuchter, Ambo und Pinienzapfen ragen auch hinsichtlich der paläographischen und philologischen Gestaltung ihrer Inschriften hervor. Die beiden letzteren tragen zweifellos die schönsten erhaltenen Aachener Kapitalisinschriften, wohingegen die Inschriften des Leuchters die große Formenvielfalt und den dekorativen Charakter der romanischen Majuskel bezeugen.

Alle drei Objekte tragen jeweils eine Stifterinschrift in leoninischen Hexametern und einen oder mehrere metrische Tituli.246) Ambo und Leuchter haben zudem noch Bibelzitate. Die Abfassung der Texte in Versform betont den feierlichen Charakter der Inschriften und entspricht ihrer sorgfältigen paläographischen Gestaltung.

4.3. Inschriften am Gebäude

Bereits im Zuge der Erbauung der Marienkirche wurde die künstlerische Ausgestaltung des Innenraumes in Angriff genommen. Einhard berichtet, daß unterhalb des Kranzgesimses im Oktogon eine Inschrift aufgemalt war, die allerdings schon kurz vor dem Tode Karls zu verblassen begann (Nr. 6).246) Restaurierungsarbeiten haben um 1870 Reste von Wandmalereien und Inschriften zu Tage gefördert, die teilweise als karolingisch, zum Teil als ottonisch beurteilt wurden (vgl. Nr. 7, 8, 14, 15).247) Alle Malereien sind heute durch die Marmorverkleidung verdeckt.248) Die Ausmalung der Kirche in ottonischer Zeit wird durch das Zeugnis erzählender Quellen bestätigt.249) Weitere Inschriften im Kircheninnenraum sind nicht durch Restaurierungsarbeiten, wohl aber durch die abschriftliche Überlieferung bezeugt (Nr. 6, 11a, 14).

Auch in spätmittelalterlicher Zeit wurden Bauteile der Marienkirche malerisch ausgestaltet, insbesondere der 1414 fertiggestellte gotische Chor.250) An seiner Südseite befand sich eine Malerei mit der Devise Kaiser Friedrichs III. (Nr. 71), die ebenso dem 15. Jh. angehört wie heute verdeckte Malereien mit Beischriften am Bogen zur Ungarischen Kapelle hin (Nr. 58) und ein Wappen mit Beischrift (Nr. 82), dessen Anbringungsort sich nicht mehr sicher feststellen läßt.

Zu den gemalten kommen die in den Stein eingehauenen Inschriften hinzu, so die Inschrift über der Wolfstür (Nr. 127), die Umbauarbeiten zum Opfer gefallen war, später aber erneut angebracht wurde. Wohl an der westlichen Außenmauer befand sich eine Beischrift zu einer bildlichen Darstellung, die an die angebliche Weihe der Marienkirche durch Papst Leo III. erinnerte (Nr. 128). Unbekannt sind die Ausführung und der genaue Anbringungsort einer Meister- und Stifterinschrift des 9. Jh. (Nr. 11a).

Die meisten Inschriften an Bauteilen der Marienkirche stehen bzw. standen also in Verbindung mit einer bildlichen Darstellung und sind insofern als Tituli zu bezeichnen (Nr. 7, 14?, 15, 58, 82, 128). Hinzu kommen das Epigramm im Oktogon (Nr. 6), ein Bibelzitat (Nr. 8), eine Meisterinschrift (Nr. 11a), ein Künstlerlob (Nr. 14B), ein Mahnspruch (Nr. 127) und eine Devise mit Renovierungsvermerk (Nr. 71). Diese inhaltlich orientierte Klassifizierung ist allerdings nicht ohne weiteres auf die Funktion der Inschriften übertragbar. So benennen die Wappenbeischriften an der Ungarischen Kapelle (Nr. 58 D–H) die Auftraggeber der Malerei und stellen somit zugleich Stifterinschriften dar, auch wenn dieser Zusammenhang zwischen Text und Darstellung nicht ausdrücklich betont wird. Des weiteren sagt die Bezeichnung eines Textes als Bibelzitat nichts über die Funktion der Inschrift aus, die im Fall der Pfeilerinschrift (Nr. 8) vermutlich lediglich in einer Maßstabsprobe bestand. Die Notwendigkeit, streng zwischen Inhalt und trägergebundener Funktion der Inschrift zu unterscheiden, tritt bei der recht heterogenen Gruppe der Inschriften am Gebäude besonders deutlich hervor.251)

[Druckseite XXXIV]

4.4. Glocken

Der gesamte alte Glockenbestand der Marienkirche ist heute verloren. Die drei großen Glocken sind im Stadtbrand 1656 untergegangen,252) und das aus dem 17. Jh. stammende Glockenspiel (Nr. 111, 133) wurde 1857 entfernt.

Die Marien- und die Johannesglocke (Nr. 99, 100) wurden im Jahre 1535 durch Johann (I.) von Trier gegossen. Er gehörte der gleichnamigen, in Aachen ansässigen Familie an, die zu den bedeutendsten Glockengießerfamilien des Rheinlandes zählt.253)

Alle Glockeninschriften sind in lateinischer Sprache abgefaßt, soweit sie nicht nur, wie die meisten Glocken des Glockenspiels, aus Namen bestehen. Der typische Glockenspruch, der die Glocke selbst in knapper Form ihren Namen, ihre Funktion, das Gußdatum und häufig auch den Gießer nennen läßt,254) findet sich nur auf der Karola-Glocke des 15. Jh. (Nr. 65). Die Inschriften der Johannes- und der Marienglocke aus dem 16. Jh. hingegen nehmen durch Länge und innere Form eine Ausnahmestellung nicht nur unter den Aachener Glockeninschriften ein. Die Johannesglocke (Nr. 100) trug einen hexametrischen und einen ungebundenen Text. Die Inschrift der Marienglocke (Nr. 99) besteht aus fünf elegischen Distichen und einer in Prosa abgefaßten Gießerinschrift. Der antikisierende Sprachgebrauch beider metrischer Inschriften weist auf die humanistische Prägung des Verfassers hin.

Die Spuren klassischer Bildung in den beiden Glockeninschriften, aber auch in einigen Epitaphien (vgl. oben S. XXXI) führen zu einer Gruppe von Stiftskanonikern um den Dechanten Johannes Schönrad, zu der sicher Leonard Priccard und wohl auch Johannes Pollart gehörten (vgl. Nr. 94). Sowohl für Schönrad als auch für Priccard sind persönliche und briefliche Kontakte zu Erasmus von Rotterdam bezeugt, und so werden sie dem Kreis seiner Aachener Anhänger zugerechnet.255)

5. SCHRIFTFORMEN

5.1. Alte Kapitalis

Der Aachener Dom birgt bzw. barg eine verhältnismäßig große Anzahl früher Inschriften. Obgleich gerade für die karolingische Zeit viele Verluste zu beklagen sind, sind doch einige Beispiele für die inschriftliche Verwendung der alten, am antik-römischen Vorbild orientierten Kapitalis erhalten.256) Bemerkenswert ist allerdings, daß keine der erhaltenen Aachener Kapitalis-Inschriften zu den in Stein gehauenen Monumentalinschriften zählt, sondern daß es sich vielmehr um Arbeiten in Metall oder Bergkristall oder um gemalte Inschriften handelt. Die früheste erhaltene Inschrift in Kapitalis, eine Beischrift zu Wandmalereien im Oktogon (Nr. 7), geht auf die Bauzeit des Domes zurück. Die Kopie der heute verdeckten Malerei zeigt Schriftfragmente, die in sehr nachlässiger oder ungelenker Weise ausgeführt sind. Auch die Inschriften der Stephansburse (Nr. 10), die noch dem 9. Jh. angehören, sind, wenngleich viel sorgfältiger ausgeführt, weit von dem Ideal der regelmäßigen, wohlproportionierten karolingischen Kapitalis entfernt.257) Der untere Scheitel des M reicht nicht bis zur Zeile, und das A wird ohne Querbalken verwendet. Es findet sich so ebenfalls am Reliquiensarg der Corona vom Beginn des 11. Jh. (Nr. 16, Abb. 8a–b), dessen Inschrift insgesamt, wie auch die des Leopardussarges, durch die Verwendung konservativer Buchstabenformen auffällt. Sie sind ausschließlich in kapitalen Formen ausgeführt. Die Rundungen der breiten Buchstaben sind stark ausgeprägt, Enklaven und Ligaturen werden weitgehend vermieden.

Domkapitel Aachen | DI 31, Nr. 13 - Dom - 10. Jh.?  | Nr. 13, Abb. 1

[Druckseite XXXV] Diesen eher schlichten, ja teilweise unsorgfältigen Inschriften stehen Beispiele einer sehr qualitätvollen Kapitalis gegenüber. Dazu gehört die Umschrift auf dem Siegelstempel am Lotharkreuz (Nr. 11, Abb. 6b) mit ihren breiten, durch kleine Sporen abgeschlossenen Buchstaben. Vor allem aber zählen die Inschriften des Pinienzapfens dazu (Nr. 13, Abb. 7a–b), die (mit Ausnahme eines unzialen E) in Form und Proportion durchaus den Anforderungen der karolingisch-ottonischen Capitalis quadrata entsprechen.

Auch das beginnende 11. Jh. kennt noch reine Kapitalis-Inschriften wie etwa die des von Heinrich II. gestifteten Ambos (Nr. 19, Abb. 10a–e), die sich durch ein großes Gleichmaß und eine besonders sorgfältige Ausführung auszeichnen. Die Buchstaben beginnen jedoch nun sich zu strecken, die Querstriche des E, L und F werden kürzer. Der Querbalken des A ist nach links über die Haste hinweg fortgesetzt, das G ist rund. Die Stiftungsinschrift und die Evangelistenumschriften sind in unterschiedlichen Techniken ausgeführt, dürften aber der Übereinstimmung in den Buchstabenformen nach aus derselben Werkstatt stammen. Die ebenfalls zu Beginn bzw. im ersten Drittel des 11. Jh. entstandenen Inschriften des goldenen Buchdeckels (Nr. 20, Abb. 11), der Altartafel (Nr. 21, Abb. 12a–c) und des Weihwassereimers (Nr. 22, Abb. 13) sind wegen ihrer Kürze von geringerem Interesse für die Inschriftenpaläographie.

5.2. Romanische und gotische Majuskel

Der Übergang von der Kapitalis zur romanischen Majuskel vollzog sich allgemein im Laufe des 11. Jh.,258) läßt sich in Aachen allerdings erst im dritten Viertel des 12. Jh. nachweisen. Die Inschriften der Iustitia-Platte (Nr. 23, Abb. 14), des sogenannten Brustkreuzes Karls des Großen (Nr. 24, Abb. 15), des Armreliquiars Karls des Großen (Nr. 25, Abb. 16) und der Emailplatte mit dem thronenden Christus (Nr. 27, Abb. 18) sind noch vollständig vom kapitalen Formenbestand geprägt, zeigen aber schon eine Verbreiterung der Schäfte zu den Hastenenden hin. Zahlreiche unziale und pseudounziale Formen finden hingegen in den Inschriften des Barbarossaleuchters Verwendung (Nr. 28, Abb. 19a–e), der auch in den Zierelementen einen außerordentlichen Variantenreichtum zeigt. Eine Sonderstellung nimmt die Inschrift des Spesschreins ein (Nr. 26), deren eigenwillige Majuskel mit einigen für Mitteleuropa ungewöhnlichen Formen einen Hinweis auf ihre süditalienische Herkunft gibt (Abb. 17).

In Stein gearbeitet ist die romanische Majuskel nur zweimal für Aachen belegt (Nr. 29, 31). Beide Inschriften sind verloren und lediglich in Nachzeichnungen überliefert.

Seit dem Ende des 12. Jh., besonders aber im 13. Jh. verändert sich die Form der Buchstaben. Die Bögen erhalten nun Verdickungen, die Hasten breite Sporen, die sich bis zum Abschlußstrich verlängern. Die daraus entwickelte gotische Majuskel bleibt bis zur Mitte des 14. Jh. die vorherrschende epigraphische Schriftform.259) Die terminologische Unterscheidung zwischen romanischer und gotischer Majuskel ist unproblematisch, sofern es sich um voll ausgebildete Formen beider Schriften handelt. Die Differenzierung zwischen der späten romanischen und der frühen gotischen Majuskel hingegen ist kaum ohne ein gewisses Maß an Willkür möglich, da sich die Schriftveränderungen nicht sprunghaft, sondern allmählich vollziehen.

Domkapitel Aachen | DI 31, Nr. 34 - Dom, Chor - nach 1182-1215 | Nr. 34, Abb. 31

An der Schwelle zwischen beiden Schriftarten stehen die Inschriften des Karlsschreins (Nr. 34). Die Inschriften der Langseiten (Abb. 21d–l) sind noch eindeutig in romanischer Majuskel ausgeführt. Mit Ausnahme des unzialen E schöpfen sie ausschließlich aus dem kapitalen Formenrepertoire. Es läßt sich zwar schon eine ausgeprägte Sporenbildung feststellen, doch führt das nur in einigen Fällen beim E bereits zur Abschließung. Die Urkundeninschrift (BB) läßt in der Verwendung bestimmter Kürzungszeichen die Orientierung an einer urkundlichen Vorlage erkennen. Im Unterschied zu den Langseiten sind die Inschriften der beiden Giebelseiten und der Dachreliefs bereits in gotischer Majuskel gegeben (Abb. 21a–c, 21m–t). A, H, K, M, N, Q, T und V kommen als neue Unzialbuchstaben hinzu. Die Querstriche von F und T sind teilweise geschwungen. Die Buchstaben sind durch Schwellungen an den Bögen und durch schnörkelartig auslaufende Hasten verziert.

Eine ähnliche Beobachtung wie beim Karlsschrein läßt sich auch bei dem zweiten großen Goldschmiedewerk des 13. Jh., dem Marienschrein, anstellen (Nr. 35). Während die Inschriften der Leo- und der Karlsseite (Abb. 22c–f, 22h) fast nur kapitale Formen aufweisen, wechseln an der Marien- und der Christusseite (Abb. 22b, g) kapitale und unziale Formen ab. Die Marienschrein-Inschriften er-[Druckseite XXXVI]-scheinen insgesamt steifer im Duktus und weniger vielfältig in ihren Formen als die Inschriften des Karlsschreines.

Die übrigen Inschriften in gotischer Majuskel – durchweg kurze Tituli – gehören bereits dem 14. Jh. an (Nr. 38, Abb. 25; 39; 40; 53).

5.3. Gotische Minuskel

Im 14. Jh. werden für die Ausführung von Inschriften erstmals Minuskeln verwendet, die aus der buchschriftlichen Textura übernommen wurden. Anhand des Inschriftenbestandes der Aachener Marienkirche läßt sich der Übergang von der gotischen Majuskel zur gotischen Minuskel insofern schlecht verfolgen, als aus der Zeit zwischen der Fertigstellung des Marienschreins (1238) und der Mitte des 14. Jh. lediglich eine einzige (heute verlorene) Inschrift überliefert ist (Nr. 37).260) Zwischen 1350 und 1400 hingegen entstanden 17 Inschriftenträger, von denen zwölf Inschriften in gotischer Minuskel aufweisen.261) Die neue Schriftform setzte sich also seit der Mitte des 14. Jh. sehr rasch und zudem weitgehend unabhängig von Material und Technik durch. Annähernd gleichzeitig wurde sie in gemalten, gestickten, emaillierten und gravierten Inschriften wie auch in Steininschriften rezipiert. Ist angesichts der Überlieferungslage auch nicht auszuschließen, daß die gotische Minuskel in Aachen schon in der ersten Jahrhunderthälfte für Inschriften des Aachener Domes Verwendung fand,262) so entspricht der zeitliche Ansatz der überlieferten Minuskelinschriften doch dem in anderen Gebieten.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften | DI 31, Nr. 48 - Dom, Schatzkammer - 3. Viertel 14. Jh.  | Nr. 48, Abb. 2

Die enge Verbindung der Inschriftenminuskel mit der Buchschrift kommt besonders bei den gemalten Inschriften zum Tragen, da der Pinsel eine ähnlich differenzierte Strichführung ermöglicht wie die Schreibfeder. Diese Beziehung wird durch die Verwendung farbig abgehobener Initialen augenfällig, die zuweilen auch in Emailinschriften feststellbar ist (Nr. 48, Abb. 28). Der überwiegende Teil der mit Inschriften versehenen Emailarbeiten des Domschatzes ist bis zum Ende des 14. Jh. entstanden. Die Objekte, deren Inschriften in gotischer Minuskel ausgeführt sind, zeigen also einen frühen Entwicklungsstand dieser Schrift. Dementsprechend sind die Buchstaben noch in ein Zweilinienschema eingebunden und verzichten auf Zierstriche und andere ornamentale Ausgestaltungen. Eine Sonderstellung unter den Emailinschriften nimmt die Margarethenkrone ein (Nr. 66, Abb. 35), deren Buchstaben einzeln aus Metall gefertigt und dann mit Email überzogen wurden. Die Hasten von r und t haben in Schnörkeln auslaufende Begleitstriche, i und der Querstrich des t gebogene Anschwünge. Die technische Ausführung der Schrift verbietet natürlich eine allzu feine Strichführung, um die Stabilität der Buchstaben nicht zu gefährden.

Die frühesten gravierten Minuskelinschriften sind der Kreuztitulus am Fuß des Lotharkreuzes (Nr. 47) und die Rahmeninschrift der Lukasmadonna (Nr. 49, Abb. 24).

Ebenfalls im dritten Viertel des 14. Jh. setzen die in Stein gehauenen Minuskelinschriften ein (Nr. 36, 44, 45). Auch sie sind noch in ein Zweilinienschema eingebunden, haben also kaum Oberlängen; die Buchstaben mit Unterlängen stehen auf der Zeile. Die Grabplatte des Helpricus (Nr. 36, Abb. 23) hebt sich nicht nur in der Verwendung von Marmor anstelle des üblichen Blausteins vom übrigen Bestand an Grabplatten ab, sondern auch durch die Gestaltung der Umschrift, die nicht – wie bei den anderen Platten – von zwei Linien begrenzt wird. Die Hasten des m und n stehen unverbunden nebeneinander, ohne durch einen schräg abgeknickten Strich oder Quadrangeln aufeinander bezogen zu sein. Lediglich die Bögen von c, e, o und s sind durch kurze Striche angedeutet.

Von wenigen Ausnahmen abgesehen, blieb die gotische Minuskel bis zum 16. Jh. die Schrift der Grabplatten. Aufgrund der homogenen Gestaltung ist an ihnen, soweit der schlechte Erhaltungszustand zahlreicher Grabplatten eine solche Feststellung überhaupt zuläßt, kaum eine Weiterentwicklung der gotischen Minuskel erkennbar. Auf Versalien und Verzierungen wird im 14. wie im 15. und 16. Jh. weitgehend verzichtet. Lediglich die Grabplatte des Hermann von Wesel (Nr. 74, Abb. 36) nimmt aufgrund der Verwendung großzügig geschwungener Versalien und zahlreicher Zierstriche eine Sonderstellung ein. Die Unterlängen bleiben schwach ausgeprägt, und die Entwicklung eines gitterartigen Erscheinungsbildes der Schrift ist nicht erkennbar.

Im Unterschied zu den Inschriften der Grabplatten entsprechen die Inschriften auf den Tür- und Fensterstürzen der ehemaligen Dechaneigebäude (Nr. 93, 98, 101–104, Abb. 49), die alle in der Amtszeit des Dechanten Johannes Schönrad (1520–1541) entstanden sind, dem allgemeinen Entwicklungs-[Druckseite XXXVII]-stand der gotischen Minuskel im 16. Jh. Die Schrift weist ausgeprägte Ober- und Unterlängen und zahlreiche Fraktur-Versalien auf. Typisch für diese Inschriftengruppe ist das Majuskel-A mit stark geschwungener linker Haste und einem weit nach links gezogenen, geschwungenen Deckstrich.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften | DI 31, Nr. 72 - Dom, Nikolauskapelle - 1487  | Nr. 72, Abb. 1

Die gotische Minuskel ist auch für die Inschriften mehrerer metallener Epitaphien verwandt worden, die zwischen 1487 und 1560 angefertigt wurden (Nr. 72, 94, 107, 109). Die Schrift des Epitaphs des 1487 verstorbenen Arnold von Merode (Nr. 72, Abb. 43) zeichnet sich durch großes Gleichmaß und eine sorgfältige ornamentale Gestaltung aus. Die Buchstaben sind eng aneinandergeschoben und häufig ligiert. Das s hat einen feinen Diagonalstrich, e, f, r und t laufen in fadenförmigen Caudae aus. Die Unterlänge des g ist in feinen Strichen schwungvoll nach links geführt. Rundes und Schulter-r wechseln sich ab. Besonders kunstvoll sind die Versalien ausgestaltet, die zweifellos auf buchschriftliche Vorlagen zurückgehen. Sie prägen durch ihre ungewöhnliche Linienführung, feinfädige Schleifen und andere Zierelemente wesentlich den Charakter der sehr qualitätvollen Schrift. Zudem belegen sie eine große Formenvielfalt: Das Majuskel-A wird insgesamt siebenmal verwandt, jedes Mal in einer anderen Variante. Das Epitaph des Arnold von Merode stellt in Darstellung und Textgestaltung sicherlich ein Meisterwerk des metallverarbeitenden Handwerks dar.

Demgegenüber ist der Charakter der Schrift auf den Epitaphien der Vettern Munten († 1546 und 1559, Nr. 107, Abb. 47) und des Johannes Pael († 1560, Nr. 109, Abb. 44) schlichter. Beide stimmen in der Form und der Ornamentierung der Buchstaben überein und stammen sicher von derselben Hand. Die Schrift ist breiter als bei dem Merode-Epitaph und verzichtet weitgehend auf Kürzungen. Die Buchstaben tragen kaum Verzierungen. Am Wortbeginn sind die Bögen und Rundungen von d, o, q und s fast durchgehend sehr rund ausgeführt, wobei die typischen Brechungen der gotischen Minuskel vollständig verlorengehen. Die Ober- und Unterlängen der Gemeinen sind ausgeprägt, während die Versalien sich weitgehend einem Zweilinienschema einpassen. Sie sind der Fraktur entnommen, jedoch schlicht und schnörkellos ausgeführt. Ihre Hasten werden von zwei oder drei vertikal angeordneten Vierkantpunkten begleitet.

Einen völlig anderen Charakter haben die Inschriften des Epitaphs des Johannes Pollart († 1534, Nr. 94, Abb. 45). Es setzt sich aus zwei Texten zusammen, die sich auf zwei untereinander angeordneten Platten befinden und von zwei verschiedenen Händen stammen dürften. Zwar ist die Schrift beider Teile eine klassische gotische Minuskel, die klare, schnörkellose Formen bevorzugt. Dennoch unterscheiden sich beide Schriften deutlich in ihrem Gesamtcharakter. Im oberen Teil ist der Abstand zwischen den Zeilen ausreichend, um ausgeprägte Unter- bzw. Oberlängen zu ermöglichen. Auf der unteren Platte werden die Ober- und Unterlängen hingegen aus Platzgründen kürzer gehalten. Die Buchstaben der zweiten Inschrift zeigen jedoch deutlichere Brechungen, sie wirken gestreckter und enger aneinandergeschoben. Dadurch wird der gitterartige Charakter der gotischen Minuskel betont. Das runde s ist im unteren Teil regelmäßig von einem fadenförmigen Schrägstrich durchzogen, die Hasten von b, h und l sind gespalten. Die Rundungen des versalen D, Q und V tragen zwei schräge Zierstriche.

Das Epitaph des Johannes Pollart steht als Beispiel dafür, wie der Schriftbefund und die Art der Anbringung einer Inschrift (in diesem Fall auf zwei verschiedenen Platten) die Untersuchung von Inhalt und Sprachstil ergänzen: Alle Faktoren weisen auf zwei verschiedene Verfasser, zwei ausführende Hände und eine unterschiedliche Entstehungszeit der beiden Inschriften hin.

5.4. Frühhumanistische Kapitalis

Im Zuge der humanistischen Bemühungen um ein Anknüpfen an antike Traditionen begann im 15. Jh. sowohl in der gedruckten Auszeichnungsschrift als auch in der epigraphischen Schrift die Rezeption der antiken Kapitalis. Der Wiederbelebung der Kapitalis in ihrer reinen Form ging jedoch vielerorts die Entwickung einer Übergangsschrift voraus, die sich durch zahlreiche Sonderformen von der antiken und der karolingischen Kapitalis unterscheidet.263)

In Aachen wurde diese frühe Form der Kapitalis kaum und erst spät rezipiert. Selbst diejenigen unter den Kanonikern der Marienkirche, die bekanntermaßen zum Kreis der Aachener Humanisten gehörten, wählten für ihre inschriftlichen Denkmäler die konservative gotische Minuskel: Der Dechant Johannes Schönrad (1520–1541) etwa ließ an mehreren Tür- und Fensterstürzen der von ihm ausgebauten Dechanei Inschriften in gotischer Minuskel anbringen (Nr. 93, 95, 98, 101–104, Abb. 49). Auch die Epitaphien des 16. Jh. nehmen die neue Schriftform nicht auf.

[Druckseite XXXVIII] Selbst die wenigen überlieferten Beispiele weisen immer nur einige der typischen Elemente der frühhumanistischen Kapitalis auf, unterscheiden sich aber insgesamt deutlich von der reinen Renaissance-Kapitalis. Die frühhumanistische Kapitalis wurde bevorzugt für Tituli und Künstlerinschriften gewählt, also Inschriften, die den Auszeichnungsschriften des Buchwesens entsprechen.264) Von den fünf Inschriften dieses Schrifttyps im Bestand des Aachener Domes fallen vier unter diese Kategorie. Die Künstlerinschrift des Jan Bieldesnider (1524, Nr. 90, Abb. 51) hat die typische gestreckte Form der frühhumanistischen Kapitalis. Unziales D und E wechselt mit kapitalem, das A hat einen gebrochenen Quer- und einen breiten Deckbalken. Die Schrift greift Elemente der gotischen Majuskel auf, die jedoch durch die betont schmale Buchstabenform verfremdet erscheinen.

Die drei anderen „Auszeichnungsinschriften“ befinden sich an Goldschmiedewerken. Zwei der Arbeiten stammen sicher, die dritte vermutlich aus der Werkstatt des Hans von Reutlingen.265) Die früheste von ihnen, der Buchdeckel des Reichsevangeliars (um 1500, Nr. 86) zeigt u. a. die Evangelisten, von denen zwei durch beschriftete Spruchbänder namentlich gekennzeichnet sind. Weniger genau datierbar und zudem nicht als Werk des Hans von Reutlingen gesichert ist das Inschriftenmedaillon auf dem Felixschrein (1. Drittel 16. Jhd., Nr. 96, Abb. 42). Die Zuweisung an Reutlingen basiert auf der stilistischen Beurteilung Ornamentik, die die Inschrift umgibt266), und wird durch die Schriftform gestützt, die mit der der Beischriften auf dem Buchdeckel genau übereinstimmt: Das A hat einen breiten Deckstrich und einen gebrochenen Querbalken; N wird in retrograder Stellung verwendet, das O ist mandelförmig; der Querstrich des H und die Kürzungsstriche zeigen Ausbuchtungen; die Unterlänge des Minuskel-Q steht auf der Zeile. Alle anderen Buchstaben entsprechen bereits der an antikem Vorbild orientierten Kapitalis. Für eine Kelchinschrift hat der Künstler auf ein etwas anderes Formenrepertoire zurückgegriffen (1528, Nr. 92, Abb. 41). Zwar zeigen A, H, N und O die gleiche Form wie am Felixschrein und am Buchdeckel, doch ist das E stets unzial, das kapitale D oben zwischen Bogen und Haste nicht geschlossen. Das Majuskel-Q ähnelt einer Neun mit sehr großem Bauch.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften | DI 31, Nr. 97 - Dom, Nikolauskapelle - 1534 | Nr. 97, Abb. 3

Unter den Grabschriften ist nur die Inschrift auf der Grabplatte des Stiftskanonikers Johannes Pollart († 1534, Nr. 97, Abb. 46) in frühhumanistischer Kapitalis ausgeführt. Ihre Buchstaben sind hoch und schmal, die Kürzungsstriche ausgebuchtet. Neben den bereits erwähnten typischen Formen des A, H, N und O werden das Minuskel-B und mandelförmiges Q in Form einer seitenverkehrten Neun verwendet. Unziales und kapitales D wechseln ab, die Bögen von D, P und Q sind nicht geschlossen.

Ein spätes Beispiel für die Verwendung von Formen der frühhumanistischen Kapitalis bietet die steinerne Einrahmung eines Fensters, die im Jahre 1584 in allerdings recht unfachmännischer Weise mit Darstellungen und Inschriften versehen wurde (Nr. 114, Abb. 52a). Wir finden dort das A mit gebrochenem Querbalken (allerdings ohne Deckstrich), das retrograde N und das H mit ausgebuchtetem Querstrich wieder. Die Buchstaben sind jedoch deutlich breiter, das O sogar kreisrund. Die variierende Buchstabengröße sorgt für ein unruhiges, ungleichmäßiges Schriftbild, das dem betont ornamentalen Charakter der frühhumanistischen Kapitalis zuwiderläuft.

Die frühhumanistische Kapitalis ist in Aachen nie zur vollen Ausprägung gelangt. Die wenigen Beispiele für ihre Verwendung267) weisen alle nur einige typische Formen auf, während andere, etwa das byzantinische M und das epsilonförmige E, überhaupt nicht oder nur vereinzelt übernommen wurden.268)

5.5. Renaissance-Kapitalis

Im Unterschied zur frühhumanistischen Kapitalis fand die Renaissance-Kapitalis, die die reinen Formen des antiken Alphabets wiederaufnahm, seit etwa 1500 rasche und weite Verbreitung in den Aachener Inschriften und avancierte seit Mitte des 16. Jh. zur beherrschenden epigraphischen Schriftart. Die Kapitalis-Inschriften setzen gegen Ende des 15. Jh. ein,269) beschränken sich aber zunächst auf Kreuzti-[Druckseite XXXIX]-tuli (Nr. 70, 73, 76–78). Seit dem 16. Jh. werden zunehmend auch längere Texte in Kapitalis ausgeführt, wobei das Vorherrschen der lateinischen Sprache in den Inschriften der Marienkirche der bereitwilligen Aufnahme dieser Schriftform förderlich gewesen sein dürfte.270) Typisch scheint in dieser Hinsicht die (leider nur in einer Nachzeichnung überlieferte) Grabplatte des Johannes und des Lambert von Munten (1559, Nr. 106, Abb. 48) zu sein, die einen lateinischen Text in Kapitalis und einen deutschen Spruch in gotischer Minuskel trug.

Den Charakter der Kapitalis als Auszeichnungsschrift lassen seit dem 17. Jh. Inschriften erkennen, die durch das große Gleichmaß der Schriftform dekorativ gestaltet und durch Variationen der Buchstabenhöhe optisch strukturiert werden. Letzteres gilt besonders für das Epitaph der Kanoniker Goswin und Franz Albert Schrick (1635 / 1653, Nr. 132, Abb. 55) und die Dankinschrift für die Infantin Isabella Clara Eugenia (1629, Nr. 131, Abb. 56). Unmittelbar an die Verwendung von Majuskelschriften wie der Kapitalis gebunden ist die Einbeziehung von Chronogrammen in den Inschriftentext (vgl. Nr. 115, Abb. 54; 132, Abb. 55). In einer Minuskelschrift wäre die Hervorhebung der römischen Zifferbuchstaben durch Überhöhung als dekoratives Mittel ungeeignet.

5.6. Sonderformen

Neben den oben dargestellten sind verschiedene weitere Schriftformen vereinzelt für Inschriften des Domes verwendet worden. Ein Teil von ihnen entspricht typischen epigraphischen Schriften, die sich in Aachen nicht haben durchsetzen können, andere fallen aufgrund ihrer geographischen Herkunft aus dem Rahmen der epigraphischen Schriftentwicklung Mitteleuropas. Eine dritte Gruppe muß wegen ihrer technischen Ausführung nach den Kriterien der Handschriftenpaläographie beurteilt werden.

Zu den letztgenannten zählen die Inschriften, die mit Feder und Tinte auf Stoff (Nr.2, 3, 12), Holz (Nr. 4, 32), Leder (Nr. 5, 6, 30) oder Knochen (Nr. 33) geschrieben sind. Die ältesten von ihnen entstammen dem 7./8. Jh. und sind in Unziale ausgeführt (Nr. 2–5, Abb. 2–4), die noch bis in ottonische Zeit als Auszeichnungsschrift für Handschriften in Gebrauch war.271) Eine Stoffaufschrift des 9. Jh. (Nr. 12, Abb. 5) ist in einer karolingischen Minuskel geschrieben, die in vergleichbarer Form ebenfalls in zeitgenössischen Handschriften begegnet. Gleiches gilt für die gotische Minuskel der Inschriften auf einem Holzreliquiar und auf einer Knochenreliquie vom Anfang des 13. Jh. (Nr. 32, Abb. 20; Nr. 33). Für die Entwicklung der epigraphischen Schrift sind diese Inschriften nur von geringem Interesse, da sie – anders als die Gemäldeinschriften, denen sie technisch nahestehen – epigraphische Schriftformen weder rezipieren noch beeinflussen.

Das ist bei denjenigen Inschriften anders, deren Schriftform zwar in Aachen singulär ist, jedoch Zeugnis gibt von der epigraphischen Entwicklung in anderen Teilen Europas. Die Inschrift auf der Scheide des sog. Jagdmessers Karls des Großen (Nr. 17, Abb. 9) zeigt typische Formen angelsächsischer Inschriften des hohen Mittelalters, so das z-förmige S und das Y. Ähnliches gilt, wie erwähnt272), für die romanische Majuskel des Spes-Schreines (Nr. 26, Abb. 17), deren Formen des F, O, R und T und deren Buchstabenproportionen eine Entstehung im süditalienischen Raum vermuten lassen.

Im Unterschied dazu zählen etwa die Kursive (Nr. 105) und die humanistische Minuskel (Nr. 136) andernorts im deutschen Kulturbereich durchaus zu den verbreiteten epigraphischen Schriften, sind aber in Aachen kaum aufgenommen worden und im erhaltenen Bestand jeweils nur einmal nachweisbar.

  1. Mit der Neugründung des Bistums Aachen im Jahre 1930 wurde die Marienkirche Domkirche. Bereits von 1802 bis 1821 war Aachen Bischofssitz gewesen. »
  2. Vgl. KLOOS, Einführung, S. 2. »
  3. Ebd. »
  4. Vgl. etwa den Felixschrein, der im 11. Jh. angefertigt und erst im 16. Jh. mit der bis heute erhaltenen Inschrift versehen wurde (Nr. 96). »
  5. Vgl. etwa die Heidelberger Sammlung des Adamus (DI XII [Heidelberg], S. XVII), die Nürnberger Sammlung Rötenbecks (DI XIII [Nürnberg], S. XIIIff.) und die Sammlungen Mainzer Inschriften von Heimbach, Helwich, Gudenus und Würdtwein (DI II [Mainz], S. 18ff.). Zu Helwich vgl. R. FUCHS, Georg Helwich – zur Arbeitsweise eines Inschriftensammlers des 17. Jh., in: Deutsche Inschriften. Fachtagung für mittelalterliche und neuzeitliche Epigraphik Worms 1986, Vorträge und Berichte, hrsg. von H. ZIMMERMANN, Stuttgart 1987, S. 73–99. »
  6. HAStK Best. 1039: Gelenii Farragines. »
  7. Bayerische Staatsbibliothek München, Cod. germ. 2213. »
  8. HAStK Bestand 1001: Sammlung Alfter. »
  9. Vgl. A. HUYSKENS, Peter von Beeck, der Verfasser der ersten gedruckten Aachener Geschichte, in: DERS., Heimatgeschichte, S. 300. »
  10. Vgl. HUYSKENS, Der Geschichtschreiber Noppius, in: DERS., Heimatgeschichte, S. 323. »
  11. Im zweiten Teil folgt eine städtische Chronik von 814 bis 1629, im dritten ein Quellenanhang. »
  12. StA Aachen, Hs. 16. Die Handschrift ist anonym abgefaßt, doch wird der Verfasser im Titel als Jesuit bezeichnet. Deshalb und aufgrund eines Schriftvergleichs mit anderen handschriftlichen Zeugnissen Heinrich Thenens wird die Chronik einhellig ihm zugeschrieben. Thenen ist auch der Autor des 1657 erschienenen Heiligtumsbüchleins „Aacher Schatz-Kammer“. Vgl. A. FRITZ, Der Aachener Geschichtschreiber Heinrich Thenen (1607–1696), ZAGV 33, 1911, S. 267–276; PICK, AAVerg., S. 43. »
  13. Vgl. FRITZ, a. a. O., S. 274f. »
  14. StA Aachen, Hs. 35. »
  15. Meyer war von Haus aus Notar, erhielt aber 1780 auf eigene Bitte den Titel eines städtischen Archivars. In diesem Amt folgte ihm sein gleichnamiger Sohn nach. Vgl. MUMMENHOFF, Der Geschichtschreiber Karl Franz Meyer der Ältere, in: HUYSKENS, Heimatgeschichte, S. 316f. »
  16. StA Aachen, Hss. 258 bis 273. Für die Inschriften des Domes sind besonders die Handschriften 259 (Marienstift), 260 (Heiligtümer) und 261 (Heiligtumsfahrt) von Interesse.  »
  17. Einige davon, etwa die Inschriften des Karlsschreins und des Barbarossaleuchters, sind bis heute im Original erhalten. »
  18. Zu ihm vgl. J. PLUM, Der Geschichtsforscher Christian Quix, in: HUYSKENS, Heimatgeschichte, S. 325f. »
  19. Vgl. Nr. 6, 9, 11a, 14»
  20. So etwa die Grabschrift Karls des Großen (Nr. 9, überliefert in Einhards Vita Karoli Magni) und die in ottonischer Zeit entstandenen Wandinschriften (Nr. 14, überliefert in der Vita Balderici).  »
  21. Vgl. die karolingische Inschrift im Oktogon (Nr. 6). »
  22. Ann. Regni Francorum, MGH SS in usum schol., ad a. 765. »
  23. H. CHRIST, Ein pippinisches Reliquiengrab unter dem karolingischen Marienaltar der Aachener Pfalzkapelle, in: SCHIFFERS, Reliquienschatz, S. 87–96; KREUSCH, Beiträge IV, S. 38–55; DERS., Kirche, S. 464–469; FALKENSTEIN, Entstehung, S. 65–69; H. CÜPPERS, Beiträge zur Geschichte des römischen Kur- und Badeortes Aachen, in: Aquae Granni, S. 32–37. Entsprechend den römischen Fluchtlinien wich die Vorgängerkirche von der genauen Ostung der Marienkirche etwa 38–40°.* nach Norden ab (KREUSCH, Kirche, S. 464).  »
  24. Zur Bedeutung dieses Altares vgl. FALKENSTEIN, Entstehung, S. 68f.  »
  25. MGH SS XXIV, S. 22: „Anno Domini 804. Leo papa hyemavit Aquisgrani et ibidem ecclesiam a Karolo constructam in honore beate Marie virginis cum magna solempnitate consecravit“. Die älteste Quelle, die eine angebliche Weihe der Kirche durch Papst Leo III. überliefert, ist das gefälschte Karlsprivileg aus dem 12. Jh. Vgl. MEUTHEN, Aachener Urkunden, S. 95, 114. Zum Quellenwert der Weihenachricht vgl. FALKENSTEIN, Lateran, S. 36–38.  »
  26. Vgl. FALKENSTEIN, Lateran, S. 36–39; DERS., Entstehung, S. 141 Anm. 457. »
  27. So schreibt Alkuin am 22. Juli 798 in einem Brief an Karl den Großen: „Fuit quoque nobis sermo de columnis, quae in opere pulcherrimo et mirabili ecclesiae, quam vestra dictavit sapientia, statutae sunt.“ (MGH Epp. 4, S. 244.). Das Chronicon Moissiacense erwähnt bereits zum Jahre 796 die „ecclesiam mirae magnitudinis“, die Karl in Aachen hat errichten lassen (MGH SS 1, S. 303; vgl. dazu FALKENSTEIN, Lateran, S. 22–30). Vgl. J. RAMACKERS, Das Grab Karls d. Gr. und die Frage nach dem Ursprung des Aachener Oktogons, HJb 75, 1956, S. 134; FALKENSTEIN, Lateran, S. 39. »
  28. Vgl. dazu ausführlich G. BANDMANN, Die Vorbilder der Aachener Pfalzkapelle, in: Karl d. Gr. Lebenswerk und Nachleben 3, S. 424–462. »
  29. FAYMONVILLE, Dom, S. 33f.; WINANDS, S. 38. Vgl. auch die Darstellung auf dem Widmungsrelief des Karlsschreins (Abb. 21t). Der östliche Anbau beherbergte im unteren Geschoß den Marienaltar. Der ebenfalls seit dem Beginn des 9. Jh. bezeugte Erlöseraltar dürfte im oberen Stock des Ostbaus gestanden haben (FAYMONVILLE, Dom, S. 95ff.; FALKENSTEIN, Lateran, S. 74–77; DERS., Entstehung, S. 63 Anm. 116). WISMANN und HUGOT wollen ihn im Westbau der Kirche lokalisieren (WISMANN, S. 20ff.; HUGOT, Westbau, S. 120ff.; DERS., Baugeschichtliches, S. 19f.). Er wurde 1076 nach einer Entweihung zu Ehren des Erlösers, des Kreuzes, Mariens und anderer Heiliger neu konsekriert (QUIX, Cod. dipl. Nr. 43; LEVISON/SCHULTE, Verzeichnis, S. 569; vgl. FALKENSTEIN, Entstehung, S. 63). »
  30. J. BUCHKREMER, Das Atrium der karolingischen Pfalz zu Aachen, ZAGV 20, 1898, S. 247–264; DERS., Neue Funde des karolingischen Atriums der Münsterkirche, ZAGV 48/49, 1926/27, S. 279–282; KREUSCH, Beiträge IV; DERS., Kirche, S. 505–511.  »
  31. W. M. KOCH, Archäologischer Bericht für die Jahre 1985/86 im Gebiet der Stadt Aachen, ZAGV 93, 1986, S. 198–203. »
  32. J. BUCHKREMER, Das Atrium der karolingischen Pfalzkapelle zu Aachen, ZAGV 20, 1898, S. 257f.; KREUSCH, Kirche, S. 509. »
  33. QUIX, Münsterkirche, S. 24. »
  34. Der nördliche Annexbau wurde bei Grabungen in den 80er Jahren des 19. Jh. aufgefunden, der entsprechende Bau auf der Südseite wurde 1910–1914 ergraben. Zum Aussehen und zur möglichen Funktion der Gebäude vgl. L. HUGOT, Die Pfalz Karls d. Gr., in: Karl d. Gr. Lebenswerk und Nachleben III, S. 565f. und besonders FALKENSTEIN, Lateran, S. 169–176. »
  35. Einhard, Vita Karoli Magni, cap. 26, S. 30. Zu den Bronzegittern vgl. K. PAWELEC, Aachener Bronzegitter. Studien zur karolingischen Ornamentik um 800 (Bonner Beiträge zur Kunstwissenschaft 12), Köln 1990. »
  36. Walafried Strabo erwähnt 829 erstmals den Mosaikschmuck der Marienkirche:
    Templa regis fundata sacris, rex magne, lapillis, / quorum pensa pater quondam tibi magnus adauxit; / aurea cui ludunt summis simulacra columnis.“ (Carm. XXIII: Versus in Aquisgrani palatio editi anno Hludowici imperatoris XVI. de imagine tetrici, MGH Poetae II, S. 373, v. 108ff.). »
  37. Voyage de Pierre Bergeron (1619), p. 201; À BEECK, p. 51; E. STEPHANY, Die Bilder aus Aachen für Monsieur Peiresc, 1607/08, ZAGV 69, 1957, S. 67–70.  »
  38. J. CIAMPINI, Vetera monumenta, in quibus praecipue musiva opera sacrarum profanarumque aedium structura ... illustrantur, Roma 1699, II, p. 129, cap. XXII: De Aquisgranensi basilica. »
  39. Nach Apc. 4, 4. Vgl. FAYMONVILLE, Dom, S. 76; C. RHOEN, Der ehem. malerische und plastische Wandschmuck im karolingischen Theile des Aachener Münsters, AAV VIII, 1895, S. 113–116; H. SCHNITZLER, Das Kuppelmosaik der Aachener Pfalzkapelle, AKB 29, 1964, S. 17–44. SCHNITZLER vermutet aufgrund ikonographischer und stilistischer Überlegungen, daß die anthropomorphe Darstellung Christi erst im 12. oder 13. Jh. hinzugefügt wurde (a. a. O., S. 23–38). »
  40. KDM 10, 1, S. 165. Zwischen 1908 und 1913 wurden nach Plänen Hermann Schapers auch der untere und obere Umgang und der Tambour mit Mosaiken ausgestattet (vgl. P. HECKES, Die Mosaiken Hermann Schapers im Aachener Münster, AKB 52, 1984, S. 187–230). »
  41. Vita Balderici episcopi Leodiensis, MGH SS IV, S. 729. »
  42. Vgl. CLEMEN, Romanische Monumentalmalerei, S. 33–38. »
  43. HStAD Aachen Marienstift, Urk. 211 von 1355 Mai 14; FAYMONVILLE, Dom, S. 160 (Druck). Vgl. WINANDS, S. 41ff. »
  44. Am 28. Jan. 1414 erfolgte die Chor- und Altarweihe (KDM 10, 1, S. 63). »
  45. Der Altar wurde zu Ehren der Apostel Petrus und Paulus, aller Apostel, des Hl. Adalbert, Karls des Großen und Heinrichs II. neu geweiht. FAYMONVILLE, Dom, S. 209; WINANDS, S. 45. »
  46. WINANDS, S. 72. »
  47. F. K. BECKER, Der ehem. Marienaltar des Aachener Münsters in den Kapitelsprotokollen des Marienstifts, ZAGV 37, 1915, S. 203; SCHULTE, Kaiser- und Königskrönungen, S. 69; zuletzt WINANDS, S. 95f. »
  48. WINANDS, S. 72. Vgl. unten S. XXIIIf. »
  49. Die Dotierung zweier Rektorenstellen an diesem Altar im Jahre 1455 (QUIX, Cod. dipl., S. 31–33) bietet den terminus ante quem für die Bauzeit der Kapelle. Zum Kapellenbau vgl. F. K. BECKER, Die ehem. Marienkapelle des Aachener Münsters, die Krönungsstätte der deutschen Könige (Diss. Aachen 1915), Sonderdruck aus der Zeitschrift für Bauwesen, Berlin 1916 und zuletzt WINANDS, S. 88f. Ein Rekonstruktionsversuch ergab, daß die von acht Pfeilern begrenzte Kapelle aus einem Joch und einem Fünfachtelschluß nach Osten hin bestand. Das Joch der etwa 5,50 m langen Kapelle war den Pfeilern des Sechzehnecks angegliedert und besaß an der Nord- und der Südseite einen Eingang. WINANDS, S. 92f., nach BECKER. »
  50. Vgl. BECKER, Der ehem. Marienaltar (wie Anm. 47), S. 211f. »
  51. A. BARDENHEWER, Berichte des Karlsvereins 1916, S. 28–34; CLEMEN, Gotische Monumentalmalereien, S. 438f.; KDM 10, 1, S. 162; WINANDS, S. 72ff. Die Malereien wurden mehrfach ausgebessert (HStAD Aachen Marienstift, A. 11q, f. 365; 11r, f. 48; 11t, f. 289). Eine erste Ausmalung, die die Schlußsteine und die Rippenansätze betraf, erfolgte bereits 1414 (CLEMEN, Gotische Monumentalmalereien, S. 438f.). »
  52. WINANDS, S. 166. »
  53. Ebd. S. 168. »
  54. Ebd.; H. SAUER, Die Steinmetzzeichen des Aachener Domes, ZAGV 74/75, 1962/63, S. 467–476. »
  55. WINANDS, S. 168; VON COELS, Arnold von Merode, S. 116f. »
  56. WINANDS, S. 169. »
  57. Vgl. unten S. XXVII. »
  58. WINANDS, S. 193. »
  59. F. KREUSCH, Wiederherstellungen, S. 58. Weitere Restaurierungsarbeiten wurden in den Jahren 1866–1871, 1984–1986 und 1990 durchgeführt (WINANDS, S. 169, 174; BUCHKREMER, Beiträge III, S. 39). »
  60. Es sind dies die Grabplatten des Hermann von Wesel (Nr. 74) und des Wilhelm von Wylre (Nr. 124). Bei dem dritten Neufund soll es sich nach KREUSCH (Wiederherstellung, S. 58) um die Grabplatte eines Karsilius aus dem 14. Jh. gehandelt haben. Vielleicht ist sie identisch mit der Platte Nr. 83, die neben der Grabplatte Wesel in den Boden eingelassen ist, aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes aber nicht mehr identifiziert werden kann. »
  61. WINANDS, S. 132. »
  62. Ebd. S. 133ff. »
  63. Ebd. S. 136 Anm. 3. »
  64. FAYMONVILLE, Dom, S. 286. »
  65. WINANDS, S. 156. »
  66. Ebd. S. 97f.; KDM 10, 1, S. 95ff. »
  67. WINANDS, S. 114ff.; KDM 10, 1, S. 97ff. »
  68. HStAD Aachen Marienstift, U. 569 von 1491 Jan. 9; WINANDS, S. 115. Vgl. ebd. S. 126 zu möglichen weiteren Funktionen des Untergeschosses des Kapellenbaus. »
  69. WINANDS, S. 116. »
  70. E. TÖMÖRY, Geschichte der ungarischen Kapelle zu Aachen, Ungarische Jahrbücher 12, 1932, S. 189; E. THOEMMES, Die Wallfahrten der Ungarn an den Rhein (Veröffentlichungen des Bischöflichen Diözesanarchivs 4), Aachen 1937, S. 82ff.  »
  71. Urkunden und Regesten zur Geschichte der Rheinlande aus dem Vatikanischen Archiv, gesammelt und bearbeitet von H. V. SAUERLAND (Publikationen der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde XXIII) Bd. V (1362–1378), Bonn 1910, S. 195f. Nr. 523f. »
  72. Mit der Planung war zunächst Johann Joseph Couven betraut worden. Der Neubau wurde zwar nach seinen Plänen in Angriff genommen, wegen erheblicher Mängel aber nicht beendet. Nach dem Abriß der von Couven begonnenen Teile kam schließlich das Konzept Joseph Morettis zur Ausführung. Vgl. WINANDS, S. 205ff. »
  73. WINANDS, S. 253. Er führt eine Quirinus- und eine Katharinakapelle im Nordflügel sowie eine Georg-, eine Martins-, eine Antonius-, eine Servatius- und eine Barbarakapelle im Südteil des Atriums an. »
  74. WINANDS, S. 260. »
  75. MEUTHEN, Pröpste, S. 47–49. »
  76. Nach Angabe des mittleren Aachener Totenbuchs ließ Philipp „claustrum et dormitorium“ des Stiftes errichten. TEICHMANN, Totenbuch, S. 97. »
  77. FAYMONVILLE, Dom, S. 440. »
  78. BUCHKREMER, Beiträge III, S. 55. »
  79. Ebd. S. 57. »
  80. C. RHOEN, Der große Brand zu Aachen am 2. Mai 1656, Aachen 1896, S. 11. »
  81. Ebd. S. 14; BUCHKREMER, Beiträge III, S. 11. »
  82. Das alte Aachen, seine Zerstörung und sein Wiederaufbau (Aachener Beiträge für Baugeschichte und Heimatkunde Bd. 3), hrsg. von A. HUYSKENS, Aachen 1953, S. 9–12; BUCHKREMER, Beiträge III, S. 100. »
  83. Zur Diskussion um ein angebliches doppeltes Marien- und Erlöserpatrozinium vgl. FALKENSTEIN, Lateran, S. 62–77. »
  84. Vita Karoli Magni, c. 17. »
  85. Zur Datierung vgl. FALKENSTEIN, Lateran, S. 38–41 und oben S. XIVf. »
  86. FALKENSTEIN, Lateran (1966) und besonders DERS., Entstehung (1981). Vgl. neuerdings auch DERS., Charlemagne et Aix-la-Chapelle, Byzantion 61, 1991, S. 231–289. »
  87. Vgl. etwa FLECKENSTEIN, Hofkapelle I, S. 100f.; W. LÜDERS, Die Hofkapelle der Karolinger bis zur Mitte des 9. Jh. Capellae auf Königsgrund, Archiv für Urkundenforschung 2, 1909, S. 52f. Zu diesem Ansatz vgl. FALKENSTEIN, Entstehung, bes. S. 33–45. »
  88. 870 wird im Vertrag von Meersen die „abbatia de Aquis“ erwähnt (MGH Capit. 2, S. 194). »
  89. Er beruft sich dabei insbesondere auf Belege, nach denen bereits Ludwig der Fromme die Marienkirche mit immobilem Sondervermögen ausgestattet hat (FALKENSTEIN, Entstehung, S. 53ff.). Für die Zeit Karls des Großen selbst lassen sich diesbezüglich keine gesicherten Aussagen treffen, doch versucht FALKENSTEIN, aufgrund späterer Belege auf eine mögliche Grundausstattung rückzuschließen (ebd., S. 56–98). »
  90. MGH DD Karol. 3, Nr. 136 von 855 Jan. 16 für das Aachener Marienstift. Vgl. FALKENSTEIN, Entstehung, S. 46–50. »
  91. Receuil des actes de Charles II le Chauve roi de France (840–877), ed. G. TESSIER, Bd. 2 Paris 1952, Nr. 425 von 877 Mai 5 für das Marienstift in Compiègne. Vgl. FALKENSTEIN, Entstehung, S. 33–45. »
  92. Vgl. FALKENSTEIN, Entstehung, S. 48f., 113–116; DERS., Die Kirche der hl. Maria, S. 17. »
  93. Vgl. E. EWIG, Die Rheinlande in fränkischer Zeit (451–919/931) = Rheinische Geschichte Bd. 1/2, hrsg. von F. PETRI/G. DROEGE, Düsseldorf 1980, S. 97. »
  94. Receuil des actes de Charles II le Chauve (wie Anm. 92) Nr. 425: „avus scilicet noster Karolus ... in palatio capellam in honore beate Dei genitricis et virginis Mariae construxisse ac clericos inibi Domino .. constituisse“. Dieser Hinweis wird in der älteren Literatur übergangen oder als retrospektive Verfälschung bewertet. LÜDERS (wie Anm. 88), S. 73f.; FLECKENSTEIN, Hofkapelle I, S. 154. Vgl. dazu FALKENSTEIN, Entstehung, S. 38–41, 106f. »
  95. FALKENSTEIN, Entstehung, S. 56–75. »
  96. FALKENSTEIN, Entstehung, S. 53–55, 75–78; NOLDEN, Besitz und Einkünfte, S. 226f. Zu möglichem früherem Fernbesitz in Konzen vgl. ebd. S. 172, 294. »
  97. Aachener Marienstift, S. 24. »
  98. Hofkapelle, S. 17ff. »
  99. SCHIEFFER, Hofkapelle, S. 18; FLECKENSTEIN, Aachener Marienstift, S. 21ff. »
  100. SCHIEFFER, Hofkapelle, S. 18ff. »
  101. Hofkapelle I, S. 100. In der älteren Forschung wird die dingliche Kapelle Karls des Großen mit dem Reliquienschatz der Marienkirche identifiziert (vgl. LÜDERS [wie Anm. 88], S. 73; FLECKENSTEIN, Hofkapelle 1, S. 95; SCHIFFERS, Reliquienschatz, S. 7–31. Vgl. dazu FALKENSTEIN, Entstehung, S. 91–94). FALKENSTEIN weist hingegen nach, daß der Reliquienschatz des Kaisers mit dem der Marienkirche nicht identisch war (Entstehung, S. 94–98). FLECKENSTEIN stimmt ihm in diesem Punkt jetzt zu (Aachener Marienstift, S. 23). »
  102. FLECKENSTEIN, Aachener Marienstift, S. 24–28, wo er den Aspekt der Pfarrkirche erstmals in seine Überlegungen einbezieht. »
  103. Entstehung, S. 102–107, 132–137. Er macht auf die Möglichkeit aufmerksam, daß die dingliche capella in einem Oratorium im Pfalzbereich aufbewahrt wurde (Entstehung, S. 97). »
  104. Hofkapelle, S. 16. Er weist darauf hin, daß die häufige Anwesenheit der Hofkapelle zu Lebzeiten Karls des Großen, wenn sie denn tatsächlich die Marienkirche für ihre liturgischen Belange nutzte, eine Kanonikergemeinschaft in ihrer eigenständigen Entwicklung hemmen mußte (ebd. S. 20). »
  105. Vgl. oben S. XIV. »
  106. FALKENSTEIN, Entstehung, S. 65–72; DERS., Die Kirche der hl. Maria, S. 59f. Der Pfarrgottesdienst wurde am Erlöser- und Kreuzaltar im Obergeschoß abgehalten (vgl. FALKENSTEIN, Entstehung, S. 62–65). »
  107. Vgl. FLECKENSTEIN (Aachener Marienstift, S. 24f.) und SCHIEFFER (Hofkapelle, S. 20), die in der Nutzung der Marienkirche sowohl als Stifts- und Pfarrkirche wie auch als Pfalzkapelle keinen Widerspruch sehen. »
  108. Die Taufen wurden seit Errichtung der ersten Taufkapelle um 1200 im allgemeinen dort, zwischen Karsamstag und Pfingstsamstag aber im Hochmünster vorgenommen. Vgl. FALKENSTEIN, Entstehung, S. 64, und zur Taufkapelle WINANDS, S. 260. »
  109. Entstehung, S. 120–125. »
  110. Vgl. den Eintrag im mittleren Aachener Totenbuch: „Obiit Otto imperator tercius, qui duplicavit prebendas fratrum“ (TEICHMANN, Totenbuch, S. 53 Nr. 23). »
  111. LICHIUS, Verfassung, S. 79; FALKENSTEIN, Entstehung, S. 120. »
  112. Vgl. Nr. 13 und MEUTHEN, Pröpste, S. 7. »
  113. Vgl. LICHIUS, S. 37ff.; MEUTHEN, Pröpste, S. 8. »
  114. Vgl. das Testament des Johannes Schönrad (DomA VI. 4.8). »
  115. Vgl. E. EWIG, Résidance et capitale pendant le haut Moyen Âge, Révue historique 230, 1963, S. 25–72 (61). »
  116. Nach Einhards Angabe hatte Karl sich zu Lebzeiten nicht zu dem von ihm gewünschten Bestattungsort geäußert (Vita Karoli magni c. 31, S. 35). Dem widerspricht ein (allerdings recht frühes und Einhard wohl unbekanntes) Diplom Karls für die Abtei St. Denis, wo sein Vater Pippin bestattet war „et nos <i. e. Karolus>, si domino placuerit, sepeliri cupimus“ (MGH DD Karol. 55 von 769 Jan. 13; vgl. H. BEUMANN, Grab und Thron, S. 29). »
  117. Einhard, Vita Karoli magni, c. 31, S. 35. »
  118. Eine Zusammenfassung der Grabungsergebnisse und des Forschungsstandes findet sich bei BEUMANN, Grab und Thron, S. 9–38. »
  119. Bis 1531 fanden 32 Krönungen in Aachen statt. Vgl. SCHULTE, Kaiser- und Königskrönungen; KAEMMERER, Quellentexte, S. 99–189; FALKENSTEIN, Die Kirche der hl. Maria, S. 33–35. FALKENSTEIN weist darauf hin, daß Heinrich II. (1002) und Konrad II. (1024) in Mainz gekrönt wurden und sich die Aachener Krönungstradition erst mit der Krönung Heinrichs III. (1028) endgültig festigte. »
  120. SCHULTE, Kaiser- und Königskrönungen, S. 73; SCHRAMM, Herrschaftszeichen 1, S. 344–351. Der zeremonielle Verlauf der Krönung Ottos I. wird ausführlich bei Widukind von Corvey beschrieben (Res gestae Saxonicae II 1–2, MGH SS rer. Germ. in usum schol., S. 64f.). »
  121. Vgl. FALKENSTEIN, Die Kirche der hl. Maria, S. 35. »
  122. Karoli imperatoris ossa ubi requiescerent, cum dubitaret, rupto clam pavimento, ubi ea esse putavit, fodere iussit, quousque haec in solio inventa sunt regio, iussit“. Thietmari Chron. IV, c. 47, MGH SS rer. Germ. N. S. IX, S. 185f. »
  123. Chron. Novaliciense III, c. 32, MGH SS VII, S. 106. »
  124. So soll Karl der Große völlig unverwest auf einem Thron gesessen und einen „odorem permaximum“ verströmt haben. Vgl. dazu FOLZ, Souvenir, S. 92f. »
  125. Vgl. FOLZ, Souvenir, S. 212; MEUTHEN, Aachener Urkunden, S. 108. »
  126. Chron. Novaliciense III, c. 32, MGH SS VII, S. 106. »
  127. BEUMANN, Grab und Thron, S. 10–13. »
  128. Vgl. dazu BEUMANN, Grab und Thron, S. 14ff. mit weiterer Literatur; FALKENSTEIN, Die Kirche der hl. Maria, S. 35. Die Eingeweide des Kaisers wurden in Augsburg beigesetzt. »
  129. A. HUYSKENS, Die Aachener Kirchengründungen Kaiser Heinrichs II. in ihrer rechtsgeschichtlichen und kirchenrechtlichen Bedeutung, ZAGV 42, 1920, S. 233–294. »
  130. MGH DH II 98 von 1005 Juli 6. »
  131. Vgl. das Diplom Friedrichs I. von 1166 Jan. 8 (MEUTHEN, Aachener Urkunden, Nr. 1–2, S. 117). Vgl. J. PETERSOHN, Saint-Denis – Westminster – Aachen. Die Karls-Translatio von 1165 und ihre Vorbilder, DA 31, 1975, S. 420–454 und zuletzt zusammenfassend O. ENGELS, Des Reiches heiliger Gründer. Die Kanonisation Karls des Großen und ihre Beweggründe, in: Karl d. Gr. und sein Schrein, S. 37–46. Zum Zusammenhang der Heiligsprechung mit der Herrschaftsauffassung Barbarossas vgl. FOLZ, Souvenir, S. 203-208; H. APPELT, Die Kaiseridee Friedrich Barbarossas, in: Friedrich Barbarossa (Wege der Forschung Bd. 390), hrsg. von G. WOLF, Darmstadt 1975, S. 236f.; G. KOCH, Auf dem Wege zum Sacrum Imperium. Studien zur ideologischen Herrschaftsbegründung der deutschen Zentralgewalt im 11. und 12. Jh., Wien/Köln/Graz 1972, S. 209f.; MEUTHEN, Barbarossa und Aachen, S. 41. »
  132. 1189 bis 1190 und 1191 bis 1193. Vgl. MEUTHEN, Aachener Pröpste, S. 47–49; DERS., Barbarossa und Aachen, S. 56. »
  133. Vgl. oben S. XVIII. »
  134. MGH SS XVI, S. 673. »
  135. So heißt es in einer Urkunde von 1331 August 22 (Mummenhoff, Regesten 2, Nr. 495). Das mittlere Aachener Totenbuch (ca. 1239–1331) vermerkt, daß Otto III. „sub feretro sancti Karoli iacet sepultus“ (TEICHMANN, Totenbuch, Nr. 23). »
  136. Vgl. oben S. XVI. »
  137. MEUTHEN, Aachener Urkunden, Nr. 67 von 1220 Apr. 19. »
  138. Vgl. FOLZ, Souvenir, S. 423–465. »
  139. Vgl. GRIMME, Domschatz, Nr. 69–75; Parler 1, S. 121–139. »
  140. Vgl. R. FOLZ, Aspects du culte liturgique de Saint Charlemagne en France, in: Karl d. Gr. Lebenswerk und Nachleben IV, S. 77–99. »
  141. FOLZ (wie Anm. 141), S. 78ff. »
  142. GRIMME, Domschatz Nr. 100. Zur Verehrung Karls des Großen durch Ludwig XI. vgl. PELTZER, Beziehungen, S. 176–183; FOLZ (wie Anm. 141), S. 80f. »
  143. KROOS, Grabbräuche, S. 319; PELTZER, Beziehungen, S. 229–238. »
  144. Das Diplom Karls des Kahlen für Compiègne von 877 überliefert, „avus scilicet noster Karolus ... in palatio Aquensi capellam in honore beate Dei genitricis et virginis Mariae construxisse ... ac congerie quamplurima reliquiarum eundem locum sacrasse“ (Receuil des actes de Charles II le Chauve (wie Anm. 92), Bd. 2, Nr. 425). »
  145. Vgl. zur Unterscheidung des Reliquienschatzes der Marienkirche und der dinglichen capella Karls des Großen FALKENSTEIN, Entstehung, S. 88–98 und oben S. XX. Die erzählenden Quellen berichten von der Schenkung zahlreicher Reliquien an Karl den Großen insbesondere kurz vor der Jahrhundertwende. Vgl. Ann. Regni Francorum, MGH SS rer. Germ. in usum schol., ad a. 795/96 und 799; Reginonis abbatis Prumiensis chronicon, MGH SS rer. Germ. in usum schol., ad a. 799. »
  146. Angilberti abbatis de ecclesia Centulensi libellus, MGH SS I, S. 175f. »
  147. Vgl. die Gegenüberstellung bei SCHIFFERS, Heiligtumsfahrt, S. 195–199. SCHIFFERS geht von der Identität des Aachener Reliquienschatzes und der dinglichen capella Karls des Großen aus und zieht daher aus der Aufstellung Angilberts unzulässige Schlüsse (Reliquienschatz, S. 13ff.). »
  148. Auf diese Möglichkeit weist auch FALKENSTEIN hin (Entstehung, S. 92f.). »
  149. Vgl. SCHIFFERS, Heiligtumsfahrt, S. 175–177; DERS., Reliquienschatz, S. 81–83. Zu den Handschriften vgl. MEUTHEN, Aachener Urkunden, S. 58–60, und C. BRÜHL/Th. KÖLZER, Das Tafelgüterverzeichnis des Römischen Königs (Ms. Bonn S. 1559), Köln/Wien 1979, S. 1–12. »
  150. SCHIFFERS, Reliquienschatz, S. 31–37; DERS., Heiligtumsfahrt, S. 41f. »
  151. MEUTHEN, Aachener Urkunden, Nr. 124, S. 349–352. »
  152. 1328 werden die „reliqui<ae> ipsius ecclesie magn<ae>“ erstmals urkundlich erwähnt (MUMMENHOFF, Regesten 2, Nr. 422). »
  153. Gestorum abb. Trudonensium Continuatio tertia, MGH SS X, S. 379. »
  154. Vita des Gerlach von Houthem († 1170/71), AASS Jan. I, S. 308. »
  155. MEUTHEN, Aachener Urkunden, Nr. 124. Vgl. SCHIFFERS, Heiligtumsfahrt, S. 130. Der Hinweis bei SCHIFFERS, laut einer Chronik des 17. Jh. sei bereits 1238 die Durchführung einer Heiligtumsfahrt alle sieben Jahre angeordnet worden, ist angesichts des zeitlichen Abstandes der Quelle zum (angeblichen) Ereignis vorsichtig zu beurteilen (SCHIFFERS, Reliquienschatz, S. 65). »
  156. SCHIFFERS, Reliquienschatz, S. 71. »
  157. HStAD Marienstift, U. 162: „super ostensione eiusdem nostre ecclesie reliquiarum ad proximam dedicationem nunc futuram“. Vgl. SCHIFFERS, Reliquienschatz, S. 66. »
  158. MUMMENHOFF, Regesten 2, Nr. 422 von 1328 Jan. 26. Vgl. SCHIFFERS, Heiligtumsfahrt, S. 136. »
  159. SCHIFFERS, Heiligtumsfahrt, S. 46. »
  160. MUMMENHOFF, Europ. Bedeutung, S. 179. »
  161. Vgl. MUMMENHOFF, Europ. Bedeutung, S. 182ff. »
  162. Vgl. QUIX, Münsterkirche, S. 126; ENNEN, Aachen im Mittelalter, S. 467. Um 1455 stiftete der damalige Benefiziat des Altars, Sigismund von Iglau, ein neues Retabel für den Wenzelsaltar. Vgl. Nr. 63»
  163. Zur Gründung und Ausstattung der Kapelle vgl. Nr. 41. Zur Ungarnwallfahrt vgl. E. THOEMMES, Die Wallfahrten der Ungarn an den Rhein (Veröffentlichungen des Bischöflichen Diözesanarchivs Aachen Bd. 4), Aachen 1937, bes. S. 12–28, 81–91. »
  164. Vgl. die Aufzählung der Geschenke Ludwigs I. für die Kapelle (FEJÉR, Cod. dipl. Hung. IX 4, Nr. XXXVI von 1367 Okt. 27 = THOEMMES [wie Anm. 165], S. 87). »
  165. J. STABÈJ, Die alten Wallfahrten der Slowenen an den Rhein, ZAGV 78, 1966/67, S. 108; MUMMENHOFF, Europ. Bedeutung, S. 182f. »
  166. Vgl. oben S. XXIf. »
  167. Eine umfassende Erörterung des Zusammenhangs zwischen Stift und Stadt kann an dieser Stelle nicht erfolgen. Zur Stadtwerdung vgl. D. FLACH, Untersuchungen zur Verfassung und Verwaltung des Aachener Reichsgutes von der Karlingerzeit bis zur Mitte des 14. Jh. (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 46), Göttingen 1976, S. 340–385; dazu L. FALKENSTEIN/R. NOLDEN, Von der königlichen Villa zur Stadtgemeinde Aachen, ZAGV 84/85, 1977/78, S. 947–959; B. DIESTELKAMP, Staufische Privilegien für Städte am Niederrhein, in: Königtum und Reichsgewalt am Niederrhein (Klever Archiv Bd. 4), hrsg. von K. FLINK/W. JANSSEN, Kleve 1983, S. 112–123.  »
  168. MEUTHEN, Aachener Urkunden, Nr. 1–2, S. 113–116. Zur Fälschung vgl. ebd., S. 99–104, und DERS., Karl d. Gr. – Barbarossa – Aachen, S. 57–60. »
  169. MEUTHEN, Aachener Urkunden Nr. 1, S. 115. »
  170. MEUTHEN, Karl der Große – Barbarossa – Aachen, S. 64f.; DIESTELKAMP (wie Anm. 169), S. 114 Anm. 70. »
  171. Zur Rezeption des Urkundentextes in späteren Inschriften vgl. die Einleitung zu DI Aachen/Stadt. »
  172. E. MEUTHEN, Zur Datierung und Bedeutung des älteren Aachener Karlssiegels, ZAGV 77, 1965, S. 13. Zum Zusammenhang zwischen Siegelnutzung und Stadtwerdung vgl. ebd. S. 5–16 und M. GROTEN, Studien zum Aachener Karlssiegel und zum gefälschten Dekret Karls des Großen, ZAGV 93, 1986, S. 5–15. »
  173. LICHIUS, Verfassung, S. 9; MEUTHEN, Pröpste, S. 49. »
  174. 1425 erkannten Dechant und Kapitel das städtische Mitbewahrungsrecht an (SCHIFFERS, Kulturgeschichte, S. 241). »
  175. FEJÉR, Cod. dipl. Hung. IX, 4, Nr. CXXIII von 1370 Jan. 2. »
  176. E. STEPHANY bei GRIMME, Domschatz, S. VII. »
  177. LOHMANN, Lösung, S. 286. »
  178. E. STEPHANY bei GRIMME, Domschatz, S. VII. »
  179. Ebd., S. IX; THYSSEN, S. 242–325. »
  180. E. STEPHANY bei GRIMME, Domschatz, S. IX. Während des Zweiten Weltkrieges war der Domschatz erneut ausgelagert (ebd., S. XIII; E. STEPHANY, Die Schicksale des Aachener Domschatzes während des Krieges 1939–1945, in: Krieg und Kunst im Erzbistum Köln und Bistum Aachen, Mönchengladbach 1948, S. 62–69). »
  181. Vgl. GRIMME, Domschatz Nr. 10. »
  182. F. RAMJOUÉ, Die Eigentumsverhältnisse an den drei Aachener Reichskleinodien, Berlin 1968, S. 67–89. »
  183. GRIMME, Domschatz, Nr. 7. Er gelangte über den Schatz der Kathedrale von Reims in das heutige Musée du Tau, Reims. »
  184. Zur Klärung der umstrittenen Frage nach Art und Umfang der geschenkten Gegenstände konnte ein Schreiben Berdolets an Kaiserin Josephine beitragen, das LOHMANN im Nachlaß des Bischofs auffand. Vgl. LOHMANN, Lösung, S. 285–290. »
  185. Vgl. R. PICK, Die Einbußen des Aachener Domschatzes an Reliquien und Reliquiaren in napoleonischer Zeit, ZAGV 40, 1918, S. 294–301; LOHMANN, Lösung, S. 286f. Die Zugehörigkeit eines heute im Kölner Schnütgen-Museum ausgestellten Elfenbeinkästchens zu den verschenkten Objekten ist ungesichert. Es bleibt deshalb in diesem Band unberücksichtigt. Vgl. GRIMME, Domschatz, Nr. 33a; OE III, H 21. »
  186. Demgegenüber überliefern z. B. 119 von 320 Inschriftenträgern (= 37%) der Stadt Osnabrück und sogar 538 von 744 Trägern (= 72%) in Worms Grab- und Gedenkinschriften. Vgl. DI XXVI (Osnabrück), DI XXIX (Worms), Aufstellung S. XLI. »
  187. DomA VI. 4. 8 von 1548 März 20. »
  188. HStAD Aachen Marienstift Akten 11 d, f. 133; FAYMONVILLE, Dom, S. 316 Anm. 1. Vgl. Nr. 99»
  189. Die 1986 bei Grabungen in der Taufkapelle aufgefundenen Grabplatten wurden vermutlich im 17. oder 18. Jh. an ihren Fundort verbracht. Freundliche Mitteilung von Herrn W. M. Koch M.A., Rhein. Amt für Bodendenkmalpflege, Außenstelle Zülpich. »
  190. Der Helaciusstein des 5. Jh. (Nr. 1) und der Memorienstein der Minia aus dem 12. Jh. (Nr. 29) bleiben hier unberücksichtigt, da sie als Spolien im Mauerwerk verarbeitet wurden und ihre Herkunft aus dem Bereich der Kirche fraglich ist. »
  191. WINANDS, S. 126; TEICHMANN, Totenbuch, S. 14. »
  192. TEICHMANN, Totenbuch, S. 14f. Der Friedhof wird im mittleren Totenbuch als „cimiterium retro Sanctam Coronam“ bezeichnet, befand sich also wohl in der Nähe der Stelle, an der im Umgang der Corona-Altar stand, d. h. an der nordöstlichen Seite der Kirche. TEICHMANN vermutet, daß der Friedhof sich nicht auf den Bereich nördlich des karolingischen Altarbaus beschränkte, sondern diesen umfaßte. Die Eintragungen des Totenbuchs geben darauf aber keinen konkreten Hinweis. »
  193. WINANDS, S. 126; TEICHMANN, Totenbuch, S. 14. »
  194. Der Immunitätsbereich umfaßte neben der Kirche und den Stiftsgebäuden den heutigen Domhof, Klostergasse und Klosterplatz, den Münsterplatz sowie Teile des Fischmarktes und des Katschhofes (LICHIUS, Verfassung, S. 9; vgl. KAEMMERER, Geschichtliches Aachen, Karte nach S. 24). »
  195. WINANDS, S. 297; TEICHMANN, Totenbuch, S. 14. »
  196. WINANDS, S. 257f.; TEICHMANN, Totenbuch, S. 14. »
  197. WINANDS, S. 256; TEICHMANN, Totenbuch, S. 14. »
  198. HStAD Aachen Marienstift, U. 569 von 1491 Jan. 9; WINANDS, S. 126. Vgl. oben S. XVIIf. »
  199. M. BIRMANNS, Ritter Gerhard Chorus, Bürgermeister von Aachen, Aachen 1913, S. 61. L. HUGOT, Baugeschichtliches, S. 23. »
  200. TEICHMANN, Lage und Geschichte, S. 147. »
  201. TEICHMANN, Totenbuch, S. 34–37. TEICHMANN hielt das von ihm publizierte für das älteste Aachener Totenbuch, da ihm das Fragment eines früheren Totenbuches (UB Bonn Hs. S. 1559) zum Zeitpunkt seiner Edition noch unbekannt war (vgl. FALKENSTEIN, Entstehung, S. 54). »
  202. Ebd. Nr. 18, 30, 33, 46, 72, 108, 123, 125, 131, 138f., 141, 149, 173, 215, 262, 265, 268, 272, 278, 282, 355. Eine Urkunde erwähnt den Bereich „ante capellam<sancti Nycholai> in loco ubi prelatorum et canonicorum nostrorum corpora tumulantur“ (QUIX, Cod. dipl., S. 160 Nr. 21). »
  203. TEICHMANN, Totenbuch, Nr. 82. »
  204. Vgl. oben S. XVII. »
  205. FAYMONVILLE, Dom, S. 315. »
  206. Vgl. Nr. 36 und 44. Die Grabplatte des Johann van den Bremen ist die einzige Platte in der Nikolauskapelle, die nicht für einen Stiftsangehörigen angefertigt wurde. Aus welchem Teil des Domes sie in die Nikolauskapelle verbracht wurde, ist unbekannt. »
  207. Zu den Verlusten zählen die Grabschriften der beiden Kaisergräber Karls des Großen (Nr. 9) und Ottos III. (Nr. 18) ebenso wie die Inschrift auf dem Grab des Aachener Bürgermeisters Chorus (Nr. 42). »
  208. Vgl. DomA IV. 5. Unter dieser Signatur sind insgesamt 98 Kanonikertestamente ab dem Ende des 15. Jh. verzeichnet. 46 der überlieferten Testamente wurden bis zum April 1656 niedergelegt. »
  209. So verfügt der Kanoniker Bruno Bisterfeld, in der Franziskanerkirche St. Nikolaus zu Aachen bestattet zu werden (DomA IV. 5. 45 von 1630 April 8). »
  210. in introitu capelle sancti Nicolai“ (DomA IV. 5. 3). »
  211. Vgl. zu ihm Nr. 99»
  212. Corpusculum meum in sacello divi Nicolai huius ecclesie ubi dominis et fratribus meis commodius videbitur sepeliendum committo“ (DomA IV. 5. 7). »
  213. proprio lapide paternis et maternis armis inciso et meis in medio insculptis“ (DomA IV. 5. 36). Eine ähnliche Verfügung traf Johann Pollart (DomA IV. 5. 97; vgl. Nr. 97). »
  214. FAYMONVILLE, Dom, S. 305. »
  215. Vgl. dazu Nr. 106»
  216. Vgl. die Testamente des Ricaldus Hoffalis von Merode († 1585, DomA IV. 5. 33), des Werner von Merode († 1599, DomA IV. 5. 43) und des Robert von Wachtendonck († 1578, DomA IV. 5. 28), dessen Onkel Gisbert von Wachtendonck († 1565) ebenfalls im Grab der Merode beigesetzt worden war. »
  217. Vgl. G. VON WILPERT, Sachwörterbuch der Literatur, Stuttgart7; 1989, S. 250f. Zur kunsthistorischen Terminologie vgl. A. SEELIGER-ZEISS, Grabstein oder Grabplatte? – Anfrage zur Terminologie des mittelalterlichen Grabmals, in: Epigraphik 1988. Fachtagung für mittelalterliche und neuzeitliche Epigraphik Graz 10. – 14. Mai 1988, hrsg. von W. KOCH, Wien 1990, S. 289. »
  218. Vgl. SEELIGER-ZEISS (wie Anm. 219), S. 286f. und 289f. »
  219. Im Jahre 1455 pachtete das Marienstift den Steinbruch für fünfzig Jahre (FAYMONVILLE, Dom, S. 440). »
  220. Vgl. BAUCH, Grabbild, bes. S. 282ff.; KROOS, Grabbräuche, S. 285–353. »
  221. Vgl. auch DI Aachen/Stadt. »
  222. Zu solchen Tafeln vgl. BAUCH, Grabbild, S. 292–297. »
  223. Vgl. ARIÈS, Geschichte des Todes, S. 327ff. »
  224. Vgl. ebd., S. 144–160; BAUCH, Grabbild, S. 252–262. »
  225. Vgl. H. POHL, Kupfergewinnung, Kupferverarbeitung und Kupferhandel im Aachener Raum von 1500 bis 1650, in: Schwerpunkte der Kupferproduktion und des Kupferhandels in Europa 1500–1650, hg. von H. KELLENBENZ (Kölner Kolloquium zur internationalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Bd. 3), Köln/Wien 1977, S. 225–240. »
  226. Vgl. ebd., S. 238ff. zur Entwicklung im 17. Jh. »
  227. Lediglich der lateinische Text auf der Grabplatte eines ritterlichen Laien wurde durch einen deutschen Bittspruch ergänzt (Nr. 69). »
  228. In einem Fall ist die Jahreszahl ausgeschrieben (Nr. 44). »
  229. Der Todestag des älteren Goswin Schrick wird allerdings in der altrömischen Form X. Kalendas Quintilis angegeben. »
  230. ...quorum manibus ut placidissimam requiem largiatur Deum (Nr. 106); cuius animae Deus optimus maximus misereatur (Nr. 108). »
  231. Orate pro me misero peccatore! (Nr. 98); O mensche dingc ain mich op arden, dat ich ben, mois du werden! (Nr. 106). »
  232. Vgl. KAJANTO, Classical and Christian, S. 82–136. »
  233. Vgl. ebd., S. 86f. KAJANTO stellt für die römischen Grabschriften der Renaissance einen rückläufigen Gebrauch dieser Epitheta fest, der im Aachener Material keine Entsprechung findet. »
  234. Zur Betonung der adeligen Abkunft und der langen adeligen Tradition einer Familie in Epitaphien vgl. KAJANTO, Classical and Christian, S. 88f. »
  235. Credebat enim canonici statum si lubens choro et lectione non occuparetur periculosum“. »
  236. Vgl. ARIÈS, Geschichte des Todes, S. 233f.; MÜLLER, Urkundeninschriften, S. 15ff. »
  237. Vgl. KAJANTO, Classical and Christian, S. 24–26. »
  238. Zur verhältnismäßig geringen Verbreitung dieses Quintilian-Textes in Deutschland im Mittelalter und in der Renaissance vgl. Texts and Transmission. A Survey of the Latin Classics, ed. by L. D. REYNOLDS, Oxford 21986, p. 332–334. »
  239. Vgl. LECLERCQ, DACL 14,2, Sp. 2339f. »
  240. Vgl. etwa das Armreliquiar Karls des Großen (Nr. 25) oder das Karlsreliquiar (Nr. 46). »
  241. Zum Begriff vgl. J. JAHN, Wörterbuch der Kunst, Stuttgart 1983, S. 798 (mit weiterer Literatur). »
  242. Vgl. Nr. 34 A, L. »
  243. Vgl. dazu oben S. XXIV f. »
  244. Vgl. dazu E. SCHEYER, Die Kölner Bortenweberei des Mittelalters, Augsburg 1932; REICHERT, Stickereien S. 6–36. »
  245. GRIMME, Domschatz, Nr. 127 u. Tf. 154. »
  246. Einhard, Vita Karoli Magni c. 32, S. 37. »
  247. Vgl. CLEMEN, Romanische Monumentalmalerei, S. 32–38. »
  248. Aquarellkopien der Malereien befinden sich im Denkmälerarchiv des Landschaftsverbandes Rheinland. »
  249. Vita Balderici, MGH SS IV, S. 729. Vgl. Nr. 14 und oben S. XVI. »
  250. Vgl. dazu KDM 10,1, S. 162. »
  251. Vgl. auch BAYER, Reim, S. 128ff. »
  252. KDM 10,1, S. 191. Im Jahr 1659 gossen Franz und Jakob von Trier mehrere neue Glocken für die Marienkirche. Darunter befand sich eine neue Marienglocke, deren Inschrift den Zusatz erhielt: „Anno 1656 die 2da maii cum sociis nuper flamma grassante cadebam, anno 1659 cum sociis iterum flamma fundente resurgo. Alexandro X. papa, Leopoldo caesare“. »
  253. Zur Genealogie der Familie vgl. M. SCHMID, Zur Geschichte der Familie von Trier, ZAGV 19, 1897, S. 120–170. Eine Zusammenstellung der Trierschen Glockenproduktion findet sich bei E. RENARD, Von alten rheinischen Glocken, Mitt. des rhein. Vereins für Denkmalpflege u. Heimatschutz 12, 1918, S. 78–80. »
  254. Das Vorherrschen dieses Aufbauschemas bei Glockeninschriften wird augenfällig bei einem Blick auf das reichhaltige Material, das in den bislang erschienenen Bänden des Deutschen Glockenatlas aufgearbeitet ist (Deutscher Glockenatlas, begründet von G. GRUNDMANN, fortgeführt von F. DAMBECK, hrsg. von B. BISCHOFF u. T. BREUER, bearb. von S. THURM, Bd. 1ff., München/Berlin 1959ff.). Vgl. demnächst auch E. KIZIK, Die Funktion der Glockeninschriften. Ein Versuch ihrer Einteilung unter methodologischem Aspekt, in: Vortragsband zur Fachtagung für mittelalterliche und neuzeitliche Epigraphik in Eßlingen 1990. »
  255. Vgl. Nr. 93, 97»
  256. Zeitlich vor der Kapitalis liegt die frühchristliche Schrift des Helaciussteins (Nr. 1, Abb. 1). »
  257. Vgl. dazu BAUER, Mainzer Epigraphik, S. 20. »
  258. Vgl. ebd. S. 27; BERGES, S. 15. »
  259. Vgl. KLOOS, Einführung, S. 129–132. »
  260. Die Grabplatte des 1261 verstorbenen Helpricus (Nr. 36) wurde erst im 3. Viertel des 14. Jh. angefertigt. »
  261. Dazu gehört das Scheibenreliquiar (Nr. 38), das neben der Minuskelinschrift mehrere Tituli in gotischer Majuskel trägt. Über die Schriftform zweier verlorener Inschriften (Nr. 41, 42) sind keine Aussagen möglich. »
  262. Zu frühen Minuskelinschriften vgl. NEUMÜLLERS-KLAUSER, Schrift und Sprache, S. 63–73. »
  263. Zur Genese und zur Terminologie vgl. R. NEUMÜLLERS-KLAUSER, Epigraphische Schriften zwischen Mittelalter und Neuzeit, in: Epigraphik 1988, S. 315–328; M. STEINMANN, Überlegungen zu „epigraphischen Schriften zwischen Mittelalter und Neuzeit“, ebd. S. 329f.; R. FUCHS, „Übergangsschriften“, ebd., S. 331–336. »
  264. Vgl. NEUMÜLLERS-KLAUSER (wie Anm. 266), S. 318. »
  265. Vgl. oben S. XXXII»
  266. Vgl. GRIMME, Domschatz, Nr. 32. In seiner Aufstellung der Werke des Hans von Reutlingen erwähnt GRIMME die Bearbeitung des Felixschreins nicht (E. G. GRIMME, Der Aachener Goldschmied Hans von Reutlingen (um 1465 bis um 1547). Versuch einer Dokumentation seines Werkes, in: AKB 49, 1980, S. 20f.). »
  267. Auch außerhalb des Domes sind nur drei Inschriften in dieser Schriftform ausgeführt, von denen zwei lediglich kurze Namensinschriften sind (vgl. DI Aachen/Stadt, Nr. 51, 55, 60). »
  268. Die Ausnahme bildet eine aus Italien importierte Inschrift von etwa 1432 (Nr. 60, Abb. 32a–b). »
  269. R. FUCHS (DI XXIX [Worms], S. LXVIII) warnt zu Recht vor einer generalisierenden Zuordnung ‚deutsche Inschrift – gotische Minuskel, lateinische Inschrift – Kapitalis‘. Es liegt aber nahe, daß humanistisch beeinflußte (und dann in der Regel lateinisch abgefaßte) Inschriften bewußt in der Schriftform ausgeführt sind, deren Wiederbelebung ebenfalls den Humanisten zu verdanken ist, eben in Renaissance-Kapitalis. Vgl. KAJANTO, Classical and Christian, S. 11–15. »
  270. Vgl. B. BISCHOFF, Paläographie des römischen Altertums und des abendländischen Mittelalters (Grundlagen der Germanistik 24), Berlin 21986, S. 98. »
  271. Vgl. oben S. XXXV»